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Richard Erkens (Hg.): Puccini Handbuch

Puccini Handbuch

von Richard Erkens (Hg.)
Verlag: J.B. Metzler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Musik
ISBN-13 978-3-476-02616-3

Preis: 79,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. April 2024]
Kompetente und umfassende Darstellung von Person und Werk

Nach einigen formalen Vorbemerkungen startet diese umfassende Darstellung vor allem natürlich des Werkes des Komponisten mit einer kompakten und informativen Zeittafel. Was eine sehr gute formale Lösung in den Einstieg des Handbuches darstellt, denn sowohl die biographischen Stationen, die zur "Atmosphäre" seiner Zeit unabdingbar hinzugehörenden politischen, kulturellen und operngeschichtlichen wichtigen Ereignisse, als auch die Werke Puccinis, Preise und Ausbildungen finden hier ihren Ort als "Schnell-Informationen" über dann doch vielfache Seiten hinweg). Um dann in der Betrachtung Puccinis umgehend vor allem jene große Diskrepanz aufzunehmen, die mit Namen und Werk untrennbar verbunden sind.

Eine über Jahrzehnte anhaltende Geringschätzung der kompositorischen Fähigkeiten Puccinis einerseits und der weltweiten und breiten Popularität "von mindestens fünf seiner Opern" (also mindestens der Hälfte seines Werkes) bis in die Gegenwart hinein. Eine Spannung zwischen "Publikum und professioneller Kritik", die in dieser Form wohl bei keinem anderen klassischen Komponisten auftritt. Und die ebenso ein wichtiges Thema des gesamten Handbuches sein wird, wie die akribische Sezierung der Werke Puccinis und deren Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Um schon in der Einleitung auf jene nationalistischen Hintergründe zu verweisen, die beidseits des Brenners eine Art "Kulturspaltung" hervorriefen und je am anderen "nationalen musikalischen Schaffen" kaum ein gutes Haar aus Prinzip ließen.

Dabei stellt Erkens als Herausgeber Puccini umgehend mit in die Riege "komplexer Musikerpersönlichkeiten" und führt in sorgsamer Struktur und Zusammenstellung vielfacher Autoren den Leser ausführlich, breit und tief in die differenzierte Person Puccinis und sein ebenso differenziertes wie, in Teilen, komplexes Werk ein. Was umgehend auch bedeutet, Puccini in dessen Verhältnis zu Wagner detailliert zu betrachten und mit manchen Vorurteilen und Missverständnissen (vor allem in der nichtzutreffenden Setzung Puccinis als "Anhänger" Wagners) umgehend aufzuräumen.

Deutlich wird, dass Puccini zunächst ein "Kind" seiner Zeit und der seit Jahrhunderten in Italien (und eigentlich in Europa, mit Abstrichen) geltenden ästhetischen Formen und Regeln der italienischen Musiktradition geprägt und im Rahmen dieser ausgebildet wurde. Eine musikalische Herkunft, die Puccini nicht verleugnet (warum auch?), der er aber im Lauf der Zeit seine ganz eigne, persönliche Note hinzufügen wird. Was nicht zuletzt mit seinen späteren ausgedehnten Reisen (und den vielfachen Eindrücken auf diesen) zu tun hat.

Das Bild als "Lebemann" einerseits mit vielfachen Beziehungen zu Frauen und als "strikter Familienmensch" anderseits, was vor allem seine Herkunftsfamilie angeht, stimmt den Leser in der ausführlichen Einleitung komprimiert, aber prägnant auf die weiteren Inhalte des Handbuches mit ein. Gerade die eheliche Beziehung zu Elvira Puccini ist auch für das Verständnis des Musikers Puccini nicht unerheblich und wird im Handbuch daher zu Recht mitbedacht. Ein turbulentes privates Leben, Reichtum, Ruhm und Renommee, Verachtung von Kritikern auf der einen Seite, gefeiert vom Publikum auf der anderen Seite, eine schillernde Person und ein nicht unerhebliches Werk ist es, dem das Handbuch bestens gerecht wird.

Die gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte werden dabei ebenso breit vor Augen geführt, wie verschiedene mögliche Perspektiven auf Puccinis Opernschaffen (sowohl traditionell verbunden wie auch respektlos der Tradition gegenüber in sich vereinend) diskutiert werden. Das Werk selbst und, im folgenden Hauptteil, eine differenzierte und breite Darstellung von Interpretation und Rezeption bilden sicherlich den Kern dieses Handbuches und ermöglichen dem Leser, feinteilig die Opern selbst, Orchester und Kammermusikwerke, die geistlichen Kompositionen und die Verbundenheit Puccinis zum "italienischen Lied" ebenso zu erfassen, wie die Wirkung, die dieses Werk im Einzelnen und Gesamten nach sich zog.
Fazit
Alles in allem bietet das Handbuch den aktuell wohl breitesten und in sich sehr differenziert aufgebauten Zugang vor allem zum Werk Puccinis, mit den wichtigen biographischen Ereignissen als Rahmung dieses Werkes.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 20. November 2017

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