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Peter Stamm: In fremden Gärten

In fremden Gärten

von Peter Stamm
Verlag: Arche Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-7160-2317-4

Preis: 2,08 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
Ich habe Peter Stamms neues Buch besorgt, nachdem ich ihn daraus im Frankfurter Literaturhaus im Januar 2004 lesen hörte. Etwas skeptisch ob der hervorragenden Rezensionen seines Erstlings "Agnes" im literarischen Quartett, muss ich sagen, Stamm hat meinen Geschmack getroffen. Erinnernd an Ingo Schulzes "33 Augenblicke des Glückes" oder die Kurzgeschichten Raymond Carvers, stellen insbesondere seine Kurzgeschichten, die z.T. 10-11 Seiten nicht überschreiten, den Menschen in den Mittelpunkt seiner sehr dichten Handlungen. Erzähltechnisch arbeitet er häufig mit der Methode des Rückblickes. Beispielhaft etwa in der ersten Kurzgeschichte des vorliegenden Bandes, "Der Besuch": Gegen Mittag starb der Vater, und Regina und die Kinder gingen nach Hause und taten, was zu tun war. Aber schon an diesem Abend fuhren wieder alle. Verena hatte gefragt, ob es in Ordnung sei, ob die Mutter zurechtkomme, und versprach, früh am nächsten Tag dazusein. Regina schaute den Kindern nach und sah, wie sie vor dem Haus miteinander redeten. Sie fühlte sich ihnen ausgeliefert. Sie wußte, worüber sie sprachen. Nach Gerhards Tod war das Haus noch leerer." Plötlich zeigt sich: trotz aller "Reizüberflutungen" unserer modernen Massengesellschaft zum Trotz existieren Trauer und Einsamkeit. Nicht umsonst konstatieren Kritiker seiner Geschichten eine tiefgreifende Melancholie. Stamm erweist sich, wie Hajo Steinert im "Tagesanzeiger" zu recht geschrieben hat, als ein "Meister des Unspektakulären", als "Virtuose der kurzen erzählerischen Form." Er erweist sich dabei als scharfsinniger Beobachter der menschlichen Psyche. So fand ich es nicht verwunderlich, dass der Autor Psychologie studiert hat. Zu genau erforscht er das Innere im Menschen, beleuchtet die Beziehungen zueinander. Stamm erklärte bei der Lesung, er konstruiere seine Geschichten nicht nach einem genauen Plan, sondern lasse die Handlung auf sich zukommen, d.h. er weiß am Anfang selber noch nicht, wie die Geschichten ausgehen. Auch dies merkt man meines Erachtens. Nun sind meines Erachtens nicht alle 11 versammelten Geschichten gleich gut. Insbesondere die Erzählung: "Alles, was fehlt" hat mich etwas enttäuscht; ihr fehlt die Stringenz und Übersichtlichkeit der Handlungsführung, die seine anderen Geschichten auszeichnen. Insofern hat mir "Blitzeis", Stamms erste Kurzgeschichtensammlung, noch besser gefallen. Die dort versammelten Geschichten sind kürzer und meines Erachtens noch stringenter.
Fazit
Nichtsdestotrotz einer der großen deutschsprachigen Erzähler, die - neben Carver und Schulze - zu recht zur Generation der neuen hoffnungsvollen Autoren gehören, die Weltliteratur erschaffen.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 26. Januar 2004

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