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Johannes Willms: Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution

Tugend und Terror. Geschichte der Französischen Revolution

von Johannes Willms
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-66936-1

Preis: 29,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Die Französische Revolution (1789 bis 1799) stellt einen entscheidenden Einschnitt in der Geschichte Europas dar. Resultierend aus dem Niedergang des Ancien Regime, der alten Herrschaftsordnung im Königreich Frankreich und den zahlreichen damit einhergehenden innenpolitischen Problemen, kam es nicht nur zum Umsturz der alten Ordnung, sondern auch zu einem grundlegenden Neuanfang. Der Anfangszeit, die geprägt war von den hohen Ideale der Revolution, die plastisch in der bis heute zentralen Erklärung der Menschenrechte hervortreten, folgte bald jedoch eine politische Katerstimmung. Die "radikalen Kräfte" der Revolution nutzten die Ideale zur Rechtfertigung für den zunächst zielgerichteten, bald aber zügellosen Terror des sogenannten Wohlfahrtsausschusses. Am Ende etablierte sich keine stabile demokratische Ordnung, sondern es kam zum erneuten Umsturz durch Napoleon - mit den bekannten Folgen.

Johannes Willms ist zwar kein Fachhistoriker, er hat sich aber in den letzten Jahren wiederholt mit der neuzeitlichen Geschichte Frankreichs auseinandergesetzt. Am bekanntesten dürfte seine umfassende Napoleonbiographie sein, wenngleich diese manch neuere Impulse der Forschung nicht aufgenommen hat. Mit "Tugend und Terror" legt Willms nun die neueste und umfassendste deutschsprachige Darstellung zur Französischen Revolution vor.

Das opulente Werk ist in fünf "Büchern" mit entsprechenden Unterkapiteln gegliedert. Im ersten Buch bietet Willms dem Leser ein Gesamtbild von der politischen Situation im Königreich Frankreich vor der Revolution und der Krise in der Regierungszeit Ludwigs XVI. Die finanziellen Probleme und Unzufriedenheit mit der politischen Lage führten zur Einberufung der Generalstände, die seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr getagt hatten. Bald zeichnete sich aber ab, dass dringende Reformen eingeforderten wurden, besonders vom sogenannten "dritten Stand". Die Lage spitzte sich bis zur offenen Revolution zu, die im zweiten Buch behandelt wird, wobei Willms' Darstellung die unterschiedlichen Motive der Beteiligten skizziert: die Revolution "zerfaserte" sich regelrecht. Es folgten verdeckte und offene Machtkämpfe um die politische Richtung der Revolution und deren "Export" (so geschildert im dritten Buch). Die Revolution hatte inzwischen mehrere blutige Opfer gefordert, darunter den König selbst. Ludwig XVI. war keineswegs ein tyrannischer Herrscher, er war sogar bestrebt, einigen Forderungen entgegenzukommen, doch er war kein Reformer, kein energischer Politiker und war mit der Lage schlicht überfordert. Doch diese Überforderung betraf auch die Revolutionäre, wie im vierten Buch deutlich wird, wo die "Schreckenszeit", der "Terreur", plastisch beschrieben wird. In diesen Kapiteln wird überaus deutlich, wie hohe und gute Ideale entfremdet und missbraucht werden können. Im fünften und letzten Buch schildert Willms abschließend das Ende der Revolutionszeit, die weiterhin wenig stabile politische Lage und den Staatsstreich Napoleons.
Fazit
Willms' Darstellung einer hochinteressanten und bewegten Zeit ist trotz des Umfangs hervorragend lesbar. Seine Stärke ist die Erzählung und weniger die strukturgeschichtliche Analyse, wofür es aber auch andere Darstellungen gibt. Willms bedient sich allerdings durchaus neuerer Forschungsliteratur (ohne diese freilich erschöpfend auszuwerten) und den zeitgenössischen Quellen, die er immer wieder in die Schilderung einfügt. Entstanden ist eine breite, aber angenehme Erzählung von oft leider weniger angenehmen Ereignissen. Die Akteure der Revolution werden immer wieder in den Strom der Ereignisdarstellung eingebettet. So sehr die Zeit des "Terrors" abschreckend wirkt, es bleibt doch der Eindruck der bis heute gültigen Ideale und des gleichzeitig oft vorhandenen menschlichen Versagens zurück - ein Aspekt, der nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.
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Vorgeschlagen von B. Kiemerer [Profil]
veröffentlicht am 07. Oktober 2014

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