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Andreas Wirsching: Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

von Andreas Wirsching
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-44765-5

Preis: 9,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Andreas Wirsching hat auf 124 Seiten eine hervorragende Überblicksdarstellung über "Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert" vorgelegt, die gleichermaßen Ereignisgeschichte, Gesellschaftsgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom Kaiserreich bis zum Ende des Jahrhunderts darlegt. Wirsching untersucht zunächst die Frage, ob es einen deutschen Sonderweg in der europäischen Entwicklung gegeben habe und bejaht diese Frage. Absolute Monarchie, Kompromisscharakter der Reichsverfassung von 1871 zwischen monarchischem, demokratischen und ständestaatlichen Elementen, die geringe Bindungskraft der Parteien, die Gleichzeitigkeit zwischen Industrialisierung und Beharrung der ostelbischen Eliten, deren "Zeit" eigentlich abgelaufen war und die sich deshalb kompromißlos jeglicher Veränderung widersetzten, der Hang zu ideologischen Doktrinen, all dies gehörte - wie Wirsching kompetent nachweist - zu den spezifisch deutschen Elementen, die die ungelösten Konflikte im deutschen Kaiserreich manifestierten und bis in die Weimarer Republik als "Erbe" nachwirkten. Deren Geschichte wird - in Anlehnung an die Publikation "Die Weimarer Republik: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft" des Verfassers kompetent auf 22 Seiten beschrieben, wobei es dem Verfasser gerade hier gelingt, die wesentlichen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen überblicksartig darzustellen. Hervorragend ist Wirsching auch die Darstellung von Diktatur im Dritten Reich und Grundzügen des Weltkrieges gelungen, wobei Hitler als "starker Diktator" begriffen wird. Insbesondere die Judenvernichtung und die Rassenideologie des Nationalsozialismus sind ohne die Person Hitlers nicht denkbar. Ebenso wäre der Zweite Weltkrieg ohne den Willen Hitlers, der diesen als Eroberungs- und Vernichtungskrieg plante, wie Wirsching nachweist, nicht möglich gewesen. Dass es nach 1945 möglich war, ein stabiles demokratisches Staatswesen aufzubauen, war, wie Wirsching belegt, neben der konsequenten Entmachtung der Nationalsozialisten und ihrer Ersetzung durch überzeugte Demokraten insbesondere der "doppelten Entmachtung" der Kräfte zu verdanken, die ganz dezidiert einen antiwestlichen deutschen "Sonderweg" gewollt hatten (S. 94).

Hervorragend wird auch die Geschichte der Bundesrepublik und der DDR nachgezeichnet, wobei dies dem Verfasser im Kapitel 4 auf 38 Seiten gelingt. Dass es Wirsching auch hier gelungen ist, gleichermaßen außen-, innen-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte abzuhandeln und kompetent zu vermitteln, ist meines Erachtens die Leistung des vorliegenden, gut als Einführung auch für Schüler zu lesenden Buches. Der Anspruch des Verfassers, auf "knappstem Raum" Basisinformationen zu vermitteln, ist ihm gelungen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wesentliche Faktoren ungesagt oder unberücksichtigt geblieben sind.
Fazit
Für mich ist dieses Buch daher wirklich eine Meisterleistung.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 26. August 2003

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