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Kim Echlin: Der verschollene Liebhaber

Der verschollene Liebhaber

von Kim Echlin
Verlag: Aufbau Verlagsgruppe [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-378-01104-5

Preis: 4,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 19. April 2024]
"Der Mann ist nichts für dich, er wird hier in Kanada niemals Fuß fassen", hatte Annes Vater nüchtern bemerkt, als sie sich in den jungen Kambodschaner Seray verliebte. Seray lebt als Flüchtling in Kanada. Sein Vater hatte 1975 während der Diktatur der Roten Khmer telegraphiert: Komm nicht zurück, ehe ich es dir schreibe. Doch sowie die Grenzen wieder offen sind, fliegt Seray zurück nach Kambodscha. Anne nimmt derweil Unterricht in Serays Muttersprache Khmer, entschlossen, dem Mann, den sie liebt, so bald wie möglich nach Südost-Asien zu folgen. Sie ahnt, dass ihr Lehrer ihr Dinge beibringt, die es in Kambodscha längst nicht mehr gibt. Nach mehr als 10 Jahren ohne Nachricht von Seray gelingt es Anne, ihren Geliebten in Kambodscha aufzuspüren. Sie hat einen traumatisierten Menschen vor sich, dessen Land wie eine zerbrochene Schiefertafel in Trümmern liegt. Die kambodschanische Kultur ist zerstört. Die Erinnerungen der Menschen kreisen um unaussprechliche Gräueltaten, der Anblick von Gebeinen und Massengräbern ist alltäglich. Der einzige aus einer Großfamilie zu sein, der die Rote-Khmer-Dikatur überlebt hat, scheint in Kambodscha inzwischen normal zu sein. Seray verlässt das Haus regelmäßig, ohne Anne je darüber zu erzählen, welcher Tätigkeit er nachgeht. Schließlich verschwindet Seray ganz. Will, der einzige Ausländer, der außer Anne in Kambodscha lebt, versucht, sie zur Abreise zu überreden. Doch Anne ist entschlossen, den verschwundenen Seray aufzuspüren. Erst in den letzten Sätzen des Buches wird deutlich, welch lange Zeit seit den Ereignissen in Kambodscha für Anne inzwischen vergangen ist.
Fazit
Ganz im Gegensatz zum in warmen Farben gehaltenen Buchcover ist "Der verschollene Liebhaber" der aufwühlende Bericht über ein Land, in dem die Toten noch nicht zur Ruhe gekommen sind. Indem sie Anne ihren Geliebten im Text direkt ansprechen lässt, schafft die Autorin eine melancholische, verzweifelte Stimmung, die in die nüchterne Darstellung der Herrschaft der Roten Khmer übergeht. Annes bittere Erinnerungen an die Zeit zwischen 1975 und 1989 können stellvertretend stehen für jedes Land, in dem die Überlebenden eines Krieges zunächst ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten müssen, ehe sie ihr Land wieder aufbauen können.
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 22. September 2009

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