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Jean-Maria Gustave Le Clézio: Der Goldsucher

Der Goldsucher

von Jean-Maria Gustave Le Clézio
Verlag: Kiepenheuer & Witsch [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-462-04115-6

Preis: 8,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 22. April 2024]
Alexis würde nie den Blick aus seinem Elternhaus auf Mauritius über das Grün der Zuckerrohrfelder hinweg vergessen und die Geräusche der Ochsenkarren, die das geschnittene Rohr von den Feldern in die Zuckerfabrik transportierten. Mit seiner nur ein Jahr älteren Schwester Laure verbringt Alexis kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert eine behütete Kindheit auf derr Insel am Rand des indischen Ozeans. Seine Familie betreibt dort eine Zuckerrohrfarm. Unterrichtet werden die einander innig zugetanen Geschwister von ihrer Mutter, die ihre Kinder mit ihrer Begeisterung für Geschichten und Bücher ansteckt. Auch der Vater ist ein begeisterter Geschichtenerzähler, der jedes Mal aufblüht, wenn er seinen Kindern vom Meer und von Schiffen erzählen kann. Abenteuerliche Entdeckungen in den alten Schiffskoffern auf dem Dachboden wecken Alexis Interesse an Entdeckern und Schatzsuchern. Alexis segelt gern mit seinem schwarzen Freund Denis in einem kleinen Boot zum Angeln. Unbeobachtet von Erwachsenen genießen die beiden ungleichen Kameraden das gemeinsame Schweigen. In den Gesprächen der Erwachsenen kündigt sich an, dass der Vater sich geschäftlich verspekuliert hat. Denis plötzliches Verschwinden lässt einschneidende Umwälzungen auf der Insel befürchten. Ein Orkan schneidet die kleine Familie von der restlichen Insel ab, die Mutter erkrankt schwer und schließlich münden die wirtschaftlichen Probleme in einem Aufstand auf der Zuckerrohplantage, der von berittenen Soldaten niedergeschlagen wird. Den Fortzug von der Insel empfinden die Kinder als Vertreibung aus ihrem Paradies. Sie leben nun nicht mehr am Meer und müssen, weitgehend auf sich allein gestellt, viel zu früh erwachsen werden. Alexis taucht in die Welt der Freibeuterromane ein, er teilt damit einen gemeinsamen Traum mit seinem Vater. Einer der wichtigsten Momente für Alexis wird der sein, an dem er Kapitän Bradmer kennen lernt, auf dessen Schoner Zeta er jahrelang zur See fahren wird. Das kleine Boot beliefert die winzigen Inseln im indischen Ozean mit Waren. Alexis läst sich schließlich von Papieren aus dem Jahr 1761, die sein Vater hinterließ, dazu anregen, sich auf die Suche nach einem Piratenschatz zu machen, eine Idee, die ihn schon seit seiner Kindheit begleitete.

Alexis, der ein besondere Begabung hat, die Langsamkeit auf See wahrzunehmen, sich von Wind oder Flaute leiten zu lassen, betrachtet nun die Natur des indischen Ozeans mit den Augen des Schatzsuchers. Die Inselbewohner fragen ihn, den Schatzsucher: Wie kann es hier Gold geben, wenn doch alle Menschen arm sind? Die Begegnung mit einem fischenden Mädchen am Strand macht Alexis zunächst sprachlos; denn er hat auf seinen Erkundungen schon lange keinen Menschen mehr getroffen. Die fremde Mädchenfigur am Strand taucht auch in anderen Romanen le Clézios auf. Erneut erlebt Alexis das Ende einer Idylle, als er und die Inselbewohner sich beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs freiwillig zur französischen Armee melden.
Fazit
Le Clézio erweist sich in "Der Goldsucher" wie gewohnt als großartiger Erzähler, dessen Stärke in der stimmungsvollen Schilderung der Insel Mauritius im indischen Ozean und besonders auch dem Erzählen aus der Perspektive eines Kindes liegt.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 19. Januar 2009

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