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Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

von Joanne K. Rowling (Biografie)
Verlag: Carlsen Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Fantasy
ISBN-13 978-3-551-56666-9

Preis: 6,20 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. März 2024]
Der sechste Teil der Reihe beschreibt die Vorbereitung des Endkampfes von Harry mit Lord Voldemort, dem finsteren und gefährlichen Gegenspieler.

Die Geschichte beginnt mit einem Treffen des amtierenden britischen Premierministers mit dem bisherigen Zaubereiminiser Fudge. Dieser informiert den britischen Regierungschef über wichtigeEreignisse in der Welt der Zauberer, die der Leser aus den vorherigen Bänden bereits kennt. Cornelius Fudge setzt den Premierminister über die aktuellen Geschehnisse in Kenntnis und teilt ihm mit, dass er, Fudge, aufgrund der jüngsten Ereignisse als Zaubereiminister abgesetzt woren sei. Er stellt dem überraschten Premierminister seinen Nachfolger als Zaubereiminister vor. Es handelt sich um den sehr energischen Rufus Scrimgeour, der zuvor die Abteilung der Auroren im Ministerium geleitet hatte.
Im folgenden Kapitel: "Spinners End" kommt es zu einem konspirativen Treffen zwischen Narcissa Malfoy, Bellatrix Lestrange und Severus Snape. Narcissa hat erfahren, dass ihr Sohn Draco von Voldemort einen wichtigen Auftrag erhalten hat. Sie fürchtet, Draco werde diesen Auftrag, über den der Leser zunächst nichts erfährt, nicht erfüllen können. Snape schwört jedoch den "Unbreakable Wow", einen "unbrechbaren Schwur", Draco bei seiner Aufgabe zu unterstützen und ihn zu schützen. Dadurch beruhigt er Narcissa und besänftigt das Misstrauen, dass Bellatrix gegen Snape empfindet. Snape stellt sich als loyalen Anhänger Voldemorts dar, der von diesem als Spion nach Hogwarts geschickt worden sei, um Dumbeldore auszuspionieren.

Harry wird unterdessen von Albus Dumbledore bei den Dursleys abgeholt. Er soll ihn dabei unterstützen, den jovialen, aber sehr eigennützigen früheren Professor Horace Slughorn als Lehrer nach Hogwarts zu holen. Dies gelingt. Zum Erstaunen aller übernimmt Slughorn den Posten von Severus Snape als Professor für Zaubertränke. Snape hingegen wird der neue Professor der Verteidigung gegen die Dunklen Künste, was er immer angestrebt hatte.
In der ersten Schulstunde "Zaubertränke" erhält Harry durch Zufall ein gebrauchtes Lehrbuch, in dem eine Person, die sich "Halbblutprinz" nennt, offenbar ein ehemaliger Schüler, nützliche und auch selbst erfundene Zaubersprüche notiert hat. Mit deren Hilfe gelingt ihm die Zubereitung von Zaubertränken erstmals problemlos, was ihn schnell zu Professor Slughorns Lieblingsschüler macht, allerdings auch den Neid von Hermine einträgt, die es nicht verwinden kann, nicht mehr die beste Schülerin in jedem Schulfach zu sein.

Während der folgenden Wochen berichtet der "Tagesprophet" über eine zunehmende Anzahl verschwundener und auch ermordeter Personen. Auch in Hogwarts werden Katie Bell und Ron durch Giftanschläge beinahe getötet, woraufhin die allgemeine Unruhe zunehmend in Panik übergeht. Harry gelangt immer mehr zu der Überzeugung, dass Draco Malfoy hinter allem steckt und dabei mit Snape zusammenarbeitet, zumindest aber von diesem gedeckt wird. Er erfährt von dem "unbrechbaren Schwur" Snapes und bekommt heraus, dass dieser Schwur denjenigen tötet, der ihm zuwiderhandelt.

Harry versucht nun wie besessen, Snapes und Malfoys Pläne herauszufinden, zumal Draco ab und zu auf geheimnisvolle Art und Weise in Hogwarts verschwindet und nicht einmal durch die Karte des Rumtreibers zu entdecken ist. Harry glaubt, dass Snape und Draco loyale Anhänger von Voldemort sind. Doch hier steht Harry allein. Selbst Ron und Hermine sind seine Vermutungen zu weit hergeholt. Sie glauben, dass Malfoy viel zu jung dafür ist, um ein Todesser zu sein und von Voldemort wichtige Aufträge anvertraut zu bekommen. Snape wiederum habe wahrscheinlich von Dumbledore die Aufgabe bekommen, Draco auszuspionieren. Harry wendet sich auch an Lupin, Mr. Weasley und schließlich an Dumbledore selbst. Doch alle weisen seine Vermutungen zurück. Dumbledore besteht außerdem energisch auf der Feststellung, dass er Professor Snape trotz aller Anschuldigungen, die Harry vorbringt, weiterhin uneingeschränkt vertraut.

Dumbledore gibt Harry jedoch zusätzliche Privatstunden, damit er interessante Einblicke in die Persönlichkeit von Lord Voldemort, auch bekannt als Tom Riddle, erhalten kann. Dies sei, so Dumbledore, notwendig, um ihn zu besiegen. Es werden Riddles unglückliche Kindheit in einem Waisenhaus, seine grausamen Charakterzüge, sein Streben nach Macht und seine Unfähigkeit zu persönlichen Beziehungen beleuchtet. Durch das Studium der Erinnerungen verschiedener Personen erfährt Harry immer mehr über Ziele und Vorgehensweise des jungen Riddle, der schließlich dazu übergegangen ist, sich selbst "Voldemort" zu nennen. Dieser hat sich insgesamt zweimal um den Posten des Lehrers für die Verteidigung gegen die Dunklen Künstein Hogwarts beworben, wurde aber beide Male von Dumbledore abgelehnt. Daraufhin hat er den Posten des Lehrers für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste verhext. Jeder, der ihn annimmt, verlässt die Schule noch im gleichen Jahr. Es bleibt offen, warum Dumbledore in Kenntnis dieser Sachlage in diesem Band Snape diesen Posten überträgt.

Als Dumbledore dank Harry eine zuvor geheim gehaltene Erinnerung Professor Slughorns zu sehen bekommt, glaubt er zu erkennen, dass der dunkle Lord in seinem Bestreben nach Unsterblichkeit seine Seele in insgesamt sieben Teile aufgeteilt hat. Nur so sei es überhaupt möglich gewesen, dass er nach dem missglückten Mordversuch an Harry, der auf ihn selbst zurückgeschlagen war, nicht vollständig starb. Nach Dumbledores Vermutung versteckte Voldemort sechs Teile seiner Seele in verschiedenen Gegenständen, so genannten Horkruxen. Der siebte Teil befindet sich inzwischen in seinem wiedererlangten Körper. Um den dunklen Lord endgültig besiegen zu können, müssen daher vorher alle anderen sechs Teile gefunden und zerstört werden. Einen davon hat Harry bereits vernichtet, es handelte sich um das Tagebuch von Tom Riddle, einen weiteren konnte Dumbledore unschädlich machen.

Harrys Hass gegenüber Professor Snape erreicht einen neuen Höhepunkt, als er durch Professor Trelawney erfährt, dass es einst Snape war, der die Prophezeiung, es gebe einen "Auserwählten", teilweise belauschte und unverzüglich an Lord Voldemort weitergab. Snape ist somit mitverantwortlich für den Tod von Harrys Eltern. Doch Dumbledore steht gerade deshalb weiter zu Snape: Dieser sei von der Ermordung der Potters so geschockt gewesen, dass er dem dunklen Lord daraufhin endgültig den Rücken gekehrt und sich Dumbledore angeschlossen habe.

Die Handlung steuert ihrem Höhepunkt entgegen, als Harry und Dumbledore gemeinsam Hogwarts verlassen, um einen weiteren Horkrux - Slytherins Medaillon - zu suchen und zu vernichten. Als sie diesen tatsächlich in einer magischen Höhle finden, befindet er sich auf dem Grund eines kleinen Sees, der mit einer unbestimmten Flüssigkeit gefüllt ist. Dumbledore findet heraus, dass die Flüssigkeit getrunken werden muss, damit man das Medaillon an sich nehmen kann. Er entschließt sich zu diesem Schritt und wird vergiftet. Harry hilft ihn, nach Hogwarts zurückzukehren. Dort angekommen, geht es Dumbledore immer schlechter, und sie sehen das Dunkle Mal der Todesser über der Schule schweben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sie während Dumbledores Abwesenheit in die Schule eingedrungen sind. Dies gelang ihnen mit Dracos Hilfe, der einen geheimen Weg dazu entdeckt hatte. Es wird deutlich, dass Draco von Voldemort tatsächlich einen Auftrag erhalten hat. Er soll Dumbledore töten. Draco hat deshalb auch die Anschläge auf Katie und Ron verübt. Diese hätten eigentlich Dumbledore treffen sollen.

Nachdem Draco den durch das Gift geschwächten Schulleiter auf dem Astronomieturm, dem höchsten Turm in Hogwarts entwaffnen kann, verunsichert ihn Dumbledore so sehr, dass er es nicht fertigbringt, seinen Auftrag zu vollenden und den Schulleiter zu töten. Doch es finden sich weitere Todesser ein, die Malfoy mit zunehmender Ungeduld auffordern, seine Aufgabe zu erfüllen. In dieser Situation erscheint schließlich Snape, sein Gesicht voller Abscheu und Hass. Anstelle Dracos tötet er Dumbledore mit dem Avada Kedavra-Fluch. Dumbledore hatte zuvor Harry, der die Szene unter seinem Tarnmantel versteckt beobachtet, immobilisiert und ihm damit wahrscheinlich das Leben gerettet. Zusammen mit Draco und den anderen versucht Snape zu fliehen, wird dabei von Harry verfolgt. Die Zaubersprüche aus dem Buch des Halbblutprinzen werden von Snape aber problemlos abgewehrt, da er sie selbst erfunden hat: Snape gibt sich als der Halbblutprinz zu erkennen. Seine Mutter war eine geborene Prinz und heiratete den Muggel Snape - was seinen Sohn Severus zu einem Halbblut macht. Ihm und Draco gelingt die Flucht.

Der Angriff der übrigen Todesser wird mit vereinten Kräften der Lehrer und der Mitglieder des Phoenix-Ordens zurückgeschlagen. Bill Weasley wird während des Kampfes von Fenrir Greyback, einem Werwolf, schwer verletzt. Es bleibt offen, ob Bill durch den Biss Greybacks selbst zu einem Werwolf geworden ist.

Nach Dumbledores Tod steht die ganze Schule unter Schock. Minerva McGonagall übernimmt die Schulleitung. Das laufende Schuljahr wird kurz vor seinem regulären Ende abgebrochen. Offen bleibt, ob die Schule nach Dumbeldores Tod für immer geschlossen wird. Es folgt das Begräbnis von Albus Dumbledore, bei dem sich vielerlei Personen der vorhergehenden Romane einfinden, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.

Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem von Harry und Dumbledore gefundenen Medaillon wahrscheinlich nicht um einen Horkrux, sondern um eine Imitation handelt. Das Medaillon enthält nämlich eine Nachricht, die an den dunklen Lord gerichtet ist. In ihr steht, dass der echte Horcrux von einem gewissen R.A.B. entwendet wurde. Dieser habe vor, das Original zu zerstören. Die Identität von R.A.B. bleibt im Dunkeln.

Harry entschließt sich dazu, im nächsten Schuljahr nicht nach Hogwarts zurückzukehren. Stattdessen will er die verbleibenden Horkruxe finden und anschließend Voldemort und Snape zur Strecke bringen. Ron und Hermine versprechen, dass sie an seiner Seite kämpfen werden.

Nachdem Harry bereits mit Cornelius Fudge Probleme hatte, verbessert sich sein Verhältnis zum Ministerium auch unter Fudges Nachfolger Rufus Scrimgeour nicht. Der neue Magieminister möchte den inzwischen wieder sehr populären Harry gerne für seine aktionistische Politik instrumentalisieren. Doch Harry stellt klar, dass er die Politik des Ministeriums missbilligt und sich nicht für etwas hergeben möchte,das er ablehnt. Er sei "durch und durch Dumbledores Mann" - auch nach dessen Tod.


Das "Böse" rückt näher. Wie Thomas Kielinger zu recht in der "Welt" festgestellt hatte, muss Harry den Endkampf mit Voldemort alleine durchstehen. Es gibt niemanden mehr, der ihn schützen kann. Daher war Dumbledores Tod - von der Dramaturgie der Handlung her - auch dringend notwendig. Auf S. 648 heißt es: "Und Harry...sah ganz deutlich, wie die Menschen, denen er etwas bedeutete, sich einer nach dem anderen vor ihn gestellt hatten, seine Mutter, sein Vater, sein Pate und schließlich Dumbledore, alle entschlossen, ihn zu schützen; aber nun war das vorbei...der letzte und größte seiner Beschützer war gestorben und nun war er so allein, wie er es noch nie gewesen war."

Die Autorin verschont den Leser nicht mit Tod und Trauer. Die Beerdigungsszene gehört zu den intensivsten und besten Schilderungen des gesamten Zyklus.

Auf welcher Seite Snape steht, bleibt - so paradox dies klingt - offen. Auch der Grund des Vertrauens, dass Dumbledore bis zum Schluss in Snape hegt, ist nicht geklärt. Möglicherweise hat - so spekuliere ich - Snape ein Verhältnis zu Harrys Mutter Lilly gehabt; dies würde Dumbledores Vertrauen erklären. Offensichtlich ist, dass die Erklärung, die Harry gegenüber den Ordensmitgliedern in dieser Hinsicht gibt, auf einem Irrtum Harrys beruht; denn Dumbledore erklärt Harry niemals explizit den Grund für sein Vertrauen in Snape. Die Tatsache, dass Snape angeblich Reue über seine Rolle beim Tode von Harrys Eltern verspürt habe, wird von Dumbledore gegenüber Harry nie als Grund für sein Vertrauen in Snape benannt. Voldemort kennt - im Gegensatz zu Harry - und vermutlich Snape - nicht die Macht der Liebe. Vielleicht ist die Liebe Snapes zu Harrys Mutter eine Möglichkeit, dass Snape in Band 7 Harry im Endkampf gegen Voldemort hilft oder sich für Harry opfert. Dumbledore scheint jedoch mit einer Schuld beladen zu sein; anders sind seine Selbstvorwürfe, die er unter dem Einfluß des vergifteten Wassers am magischen See von sich gibt, nicht zu erklären. Michael Maar hat in seinem Bestseller: "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte", bereits geschrieben, dass Schuld offenbar das zentrale Motiv der Harry-Potter-Bände sei: "Die Maus aller Wurzel heißt Schuld" schreibt Maar in dem Nachwort zur aktualisierten Ausgabe vom November 2003. Auf jeden Fall hat die Autorin angekündigt, dass es zu der Frage, warum Dumbledore Snape vertraute im letzten Band weitere Informationen geben wird. Dies ist auch dringend notwendig, denn sonst wäre Dumbledore nichts weiter als ein Narr, der auf einen Lügner - Snape - hineingefallen wäre und dies wäre etwas billig.

Kritisch zu werten ist die Veränderung im Charakter von Hermine. Sie ist mit 16 keineswegs "reifer" und ihr Neid gegenüber Harry enttäuscht. Allerdings überwindet sie sich am Ende und bietet Harry ihre Hilfe im Endkampf mit Voldemort an. Damit gewinnt der Zyklus eine gewisse Ähnlichkeit mit dem "Herrn der Ringe", wie ja auch andere Motive - etwa des Hades aus der griechischen Sage - in dem Band (bei der Szene im magischen See und den darin befindlichen von Voldemort getöteten Leichen) anklingen.

Thomas Kielinger ist darin recht zu geben, dass insbesondere im Vergleich mit Band 5 der sechste Band deutlich besser ist. Er ist spannender und kompakter. Der Leser hat nicht das Gefühl, dass die Länge des Bandes Ratlosigkeit wiederspiegelt, wie dies zeitweise im "Phoenix" erschien. Störend sind die zahlreichen Nebenhandlungen, etwa die zahlreichen Liebesbeziehungen und die Quidditsch-Spiele, die - im Gegensatz zu früheren Bänden - eher ereignislos sind und die Handlung aufblähen, ohne dass mir ein Sinn erkennbar wurde. Insofern haben kritische Rezensenten dieses Bandes durchaus recht. Insgesamt aber werden diese Schwächen durch die spannende Handlung, die faszinierende Idee mit den Horkruxen und den intensiven Schlußszenen (den intensivsten, die ich in dem Zyklus kenne) und der schonungslosen Darstellung von Tod und Trauer mehr als ausgeglichen.

Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 30. September 2005

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