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Leonie Plaar: Meine Familie, die AfD und ich

Meine Familie, die AfD und ich

von Leonie Plaar
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-442-32003-5

Preis: 18,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 09. Oktober 2025]
Politik in der Familie, in der Tat ein "heißes Eisen". Häufig prallen unterschiedliche Meinungen gnadenlos aufeinander und werden hoch emotional diskutiert. Ein sachlicher Gesprächsfaden kann in Gefahr geraten. Ja, und "Nichts ist so persönlich wie Politik". Der Autorin Leonie Plaar, eine junge queere Frau, Historikerin und politische Aktivistin, schreibt ein sehr persönliches Buch. Sie vollzieht den Bruch mit ihrer Familie nach, der sich nicht nur an kontrovers diskutierten Themen festmachen lässt, sondern prinzipiell unterschiedlichen Weltanschauungen offenbart.

Leonie Plaar lässt die Leserschaft an ihren innerfamiliären Streitgesprächen teilhaben. Ihr Vater ist AfD-Mitglied und die gesamte Verwandtschaft vertritt zumindest deren Positionen nachhaltig. Die junge Autorin nimmt konträre Standpunkte ein und sie beschreibt, wie die endlosen, sich häufig im Kreise drehenden Diskussionen zuspitzen. Dies führt zur Entfremdung in der Familie, insbesondere ihrem Vater gegenüber. Schließlich zieht sie einen Schlussstrich und bricht den Kontakt zur Familie ab. Die beiden letzten Kapitel zeigen: Sie ist überzeugt, das Richtige getan zu haben.
Fazit
Persönlich bin ich von diesem Buch hin und her gerissen. Den fachlichen, auf Politik bezogenen Teil empfand ich schlüssig und interessant. Die Argumente der AfD-Anhängerschaft sind zwar durchaus nicht neu, aber die Schilderungen zur Strategie der Autorin, dem etwas entgegenzusetzen, sind bereichernd. Ihre Situation, alleine einer "Übermacht" gegenüber zu stehen und sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, die einem gegen den Strich gehen, ist nachvollziehbar. Auch ihre persönliche Entscheidung, sich eben diesen Debatten zu entziehen, erscheint plausibel. Der Entschluss, den Kontakt zu ihrer Familie ganz zu beenden, ist eine individuelle Entscheidung und von daher nicht diskutabel.

Allerdings fremdele ich mit den "roten Linien", die sie für sich zieht und den hieraus abgeleiteten Begründungen für ihre Entscheidung. Eben diese roten Linien haben aus meiner Sicht Konsequenzen: Gespräche mit konträren Positionen werden nicht geführt. Sie widerspricht hiermit ihren eigenen Hoffnungen und Wünschen, eben genau das zu tun: Miteinander reden. Betrachtet man die derzeitige gesamtgesellschaftliche Situation, lässt sich genau dieses Dilemma an verschiedenen Stellen aufzeigen. Miteinander reden und streiten, sind Grundzüge der Demokratie. Alles andere könnte zur Spaltung der Gesellschaft führen. Sind wir bereits auf genau diesem Weg?
6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne6 Sterne

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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 02. Oktober 2025

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