"Lerne kochen und putzen. Pflanze Gemüse"
Tsitsi Dangarembga erzählt in ihrem Roman " Aufbrechen" den Werdegang
von Tambudzai, genannt Tambu, in den 1960er / 1970er Jahren. Die Geschichte
enthält autobiographische Motive der Autorin. Die 14jährige Tambu lebt in
ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Dorf im östlichen Südafrika. Das
junge Mädchen will auf die Schule gehen und aus der Armut herauskommen.
Authentisch beschreibt die Autorin die Schwierigkeiten der Ich – Erzählerin
Tambu, sich in einer, von Männern dominierten Welt, zu emanzipieren. Der / die
LeserIn bekommt einen beeindruckenden Einblick in die Lebensweise einer
traditionellen, afrikanischen Großfamilie. Die darin herrschende
Geschlechterhierarchie macht es für die Protagonistin fast unmöglich, ihre
Pläne zu verwirklichen. Doch ein völlig unerwartetes Ereignis führt zu einer
überraschenden Wende. In einem männlich geführten Familienrat wird
beschlossen, Tambu auf eine Missionsschule zu schicken. Ihr Traum geht in
Erfüllung. Voller Erwartungen, Fleiß und Wissensdurst integriert sie sich klug
in ihr neues Umfeld. Der Schuldirektor, ein selbstgerechter Mensch,
Familienoberhaupt und Onkel Tambus, hat in den Augen der neuen Schülerin einen
Gottesstatus. Das sieht seine Tochter Nyasha ganz anders.
In ihrem aufschlußreichen Debütroman stellt Tsitsi Dangarembga mit Nyasha ein
Gegengewicht zu ihrer zurückhaltenden und achtsamen Cousine dar.
Aufgeschlossen, rebellierend gegen das männliche Prestigedenken und dessen
familiäre Autorität, versucht sie, Tambu auf ihre Seite zu bringen. Die
Schriftstellerin zeigt ausdrucksvoll den Zwiespalt, in den Tambu gerät. Auf der
einen Seite will sie ihre schulische Laufbahn nicht gefährden, auf der anderen
Seite kommen ihr Zweifel über ihre bisherige Einstellungen zu Familie und
Gesellschaft. Letztendlich setzt bei ihr ein Reifungsprozeß ein, der für ihren
weiteren Lebensweg bestimmend wird.
Tsitsi Dangarembga wurde 1959 in Mutoko, Südrhodesien, heute Simbabwe, geboren.
Von 1961 -1965 lebte sie mit ihren Eltern in Großbritannien. Nach ihrer
Rückkehr in ihre Heimat besuchte sie u.a. in Mutare eine Missionschule;
anschließend eine Ordensschule in Salisbury, heute Harare. Von 1989 – 1996
studierte sie an der Film – und Fernsehakademie in Berlin. Die
Drehbuchautorin, Filmemacherin und Schriftstellerin wurde mehrmals
ausgezeichnet. Ihr Debütroman " Aufbrechen" ist der erste Band der
sog. "Tambudzai – Trilogie", für die sie 2021 den Friedenspreis des
deutschen Buchhandels erhielt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Kindern in
Harare.
Fazit
Das Buch vermittelt einen wissenswerten Einblick in die postkolonialen und
patriarchalen Strukturen Südafrikas. Eine kraftvolle, authentische
Erzählstimme macht die Lektüre zu einem bewegenden Leseerlebnis. Nicht umsonst
gehört "Aufbrechen" zu einem der Standardwerke der englischsprachigen
afrikanischen Literatur.
Vorgeschlagen von Heike Jaschhof
[Profil]
veröffentlicht am 13. März 2023 2023-03-13 21:21:27