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William Sutcliffe: Wir sehen alles

Wir sehen alles

von William Sutcliffe
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-499-21831-6

Preis: 15,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Im London der Zukunft ist Alan Garner an einem geheimen Ort in der Ausbildung als Drohnenpilot. Als in der Szene legendärer Gamer gibt es für Alan keine Trennung mehr zwischen realer und virtueller Welt. Er bereitet sich auf seinen ersten Drohnenangriff auf eine Zivilperson in einem abgeriegelten Außenbezirk Londons vor – Subjekt K622. Doch schon während der Beobachtung seiner Zielperson regen sich bei ihm Zweifel daran, ob eine klinisch reine Beseitigung eines Menschen möglich ist. Kann Alan dem überhaupt trauen, was er im "Streifen" beobachtet - dem Bereich, der vom ehemaligen London übrig geblieben ist? Als Soldat in der Ausbildung ist Alan fest in sein Team integriert und darf sich keinen Fehler leisten. Zu seiner beruflichen Qualifikation gehört es, Gefühle und Schmerz abzukapseln. Alan hat seinen Vater nie kennengelernt und möchte glauben, dass seine Talente ihn mit dem unbekannten Vater verbinden. Er lebt noch bei seiner Mutter, die von seiner Berufswahl nicht erbaut ist, auch wenn er als Soldat nun endlich seine Spielekonsole loslassen muss.

Alan hat den etwas jüngeren Lex nie getroffen - aber als er die entscheidende Bewegung ausführt, um K622 zu töten, kreuzen sich die Wege der beiden jungen Männer. Lex lebt mit seiner Familie im "Streifen" und sammelt im militärischen Sperrgebiet Brombeeren, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Als sein Vater ihn mit Gewalt daran hindert, schwant Lex, wie gefährlich das Leben in der Stadt geworden ist. Auch Lex ist Gamer und versetzt sich dabei in eine menschenleere Fantasiewelt, in der "wir" die Waffen haben und die anderen auslöschen. In der realen Welt hat sich Lex' Vater mit seinem "Corps" überworfen, das immer für seine Leute gesorgt hatte. Er möchte, dass Lex nun eine Rolle in der Organisation übernimmt. Lex lernt auf seinen Botengängen, dass er überall jederzeit zu orten und von Drohnen zu töten ist. Es gilt also, seine Route stets zu verschleiern und nur an sich zu denken. Als er das Mädchen Zoe kennenlernt, kann die Beziehung tödlich für Lex werden, da Zoe nicht unter dem Schutz des Corps steht.

Zwei junge Männer, die in einer anderen Zeit gemeinsam zur Schule gegangen sein könnten, zwei Icherzähler, eine brutale, dystopische Welt und ein Vater, der mehr weiß, als er zu erkennen gibt. Während sein Vater sich auf eine bedrohliche Situation vorbereitet, will Lex wenigstens eine Spur von Normalität mit Zoe leben. 20 Jahre später ist es ausgerechnet Zoe, die darüber nachdenkt, was gewesen wäre, wenn …
Fazit
William Sutcliffes düstere Utopie lebt von der herausragenden Ausdrucksfähigkeit seiner beiden Icherzähler. Der Text wirft u. a. die Frage nach persönlicher Verantwortung auf – und was im Zeitalter des Kriegs vom Schreibtischstuhl aus eigentlich ein Held ist.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Concentr8

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 21. Januar 2020

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