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S. Kleiner (Hg.), Thomas Hecken: Handbuch Popkultur

Handbuch Popkultur

von S. Kleiner (Hg.), Thomas Hecken
Verlag: J.B. Metzler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Musik
ISBN-13 978-3-476-02677-4

Preis: 74,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
Differenzierte und interdisziplinäre Betrachtung

Das Problem mit der "Pop-Kultur" ist, dass im Lauf der Zeit seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts der Begriff "Pop" einerseits lange Zeit verengt nur auf je zeitgenössische Musikrichtungen angewendet wurde (und damit eine "Jugendkultur", wenn überhaupt, im Zentrum eines ernsthaften Diskurses stand) und dass, zum anderen, der Begriff sich in den daran anschließenden Zeiten so sehr geweitet hat, dass "alle möglichen Freizeitbereiche" damit stilisiert wurden.

"Allerorts sind die Zeugnisse der Popkultur zu finden...mittlerweile trifft man trifft man auf Popmusik und auf besondere popkulturelle Formen der Werbung, des Lifestyles...ebenfalls in Museen und Bibliotheken, in öffentlich-rechtlichen Medien und zögerlich in den Schulen".

Um sich damit der Popkultur wissenschaftlich in ihrer Bedeutung und einer Einkreisung des Begriffes zu nähern, setzt das Handbuch zunächst phänomenologisch an. Individualität, Ambivalenz, Raffinesse, Verfremdungseffekte, avantgardistische Reize, kultivierter Minimalismus, der Hand zum Gesamtkunstwerk, diese und einige andere Begriffe beginnen in der Einleitung näher zu bestimmen, worin sich die Popkultur zunächst auswirkt, welche Qualitäten und Haltungen sie generiert und welche derselben sich explizit auf die Popkultur berufen. Wobei in entgegensetzten Schlüssen durch Ausschluss all dessen, was "nicht Popkultur" ist, damit ebenfalls eine Schärfung des Begriffes vonstattengeht.

Die vielfachen Autoren im Handbuch erläutern daher differenziert (und mit vielfachen Literaturhinweisen versehen) den Begriff der Popkultur und bieten so insgesamt, neben einer deutlichen Schärfung des Begriffes, auch die Auswirkungen jener "Haltung" als kulturelle Prägung der aktuellen Moderne. Pop als Kultur wird dabei ebenso definiert, wie Pop-Abgrenzungen vorgenommen werden und die ursprünglich hoch individualistische Idee des Pop "entstaubt wird". Die einzelnen Merkmale der Popkultur werden darauffolgend nachvollziehbar benannt, bis hin zu einer klaren Definition des Begriffes: "Popkultur ist eine oberflächliche, funktionale, künstlich, konsumistische, auf Äußerlichkeiten konzentrierte Kultur des Stilverbunds".

Damit sind sechs Merkmale der Popkultur herausgearbeitet. Äußerlichkeit, auf Konsum konzentriert, Funktionalität, Künstlichkeit, Oberflächlichkeit, Stilverbund. Kernbegriffe, die das Handbuch im Folgenden fundiert mit Leben und Praxis füllt. Indem zunächst die vielfachen Gattungen und Medien vor Augen gesetzt werden von, zentral, der Musik und ihren diversen Stilen, über das Radio, Kino, Fernsehen, den Printbereich und die Wirkung in Design, Werbung und Kunst bis hin zum Internet mit seinen vielfachen der Popkultur zurechenbaren Blogs, soziale Medien und Computerspielen.

Im dritten Hauptteil wendet sich das Handbuch den verschiedenen Begriffen und Konzepten der Popkultur umfassend zu, hier sei vor allem auf den zentralen Beitrag von Thomas Hecken verwiesen, der in "Lebensstil und Zeitgeist", der auch anhand des "Gesamtkunstwerkes" Elvis Presley aufweist, dass die "Musik" (oberflächlich gesehen das "Eigentliche" an Elvis, in der Tiefe gesehen von Beginn an nur "ein Aspekt unter vielen anderen" des "Phänomens" Elvis") nur ein "Transportmittel" eines "Gesamtkunstwerks" darstellet, dass erst ins einer Gesamtheit kulturelle Relevanz, dann aber eine hohe, ergibt.

Was zum einen "von Fans" übernommen wurde bis hin zu kleinen Elementen der "Lebensweise" des Künstlers und, vor allem, als "Marke" auf andere Güter übertragen wurde und damit Teil der Alltagswelt zumindest der westlichen Kulturen wurde. Pop gestaltet "Zeitgeist". Nicht irgendwie, sondern in Abgrenzung zum vorhandenen und nicht willkürlich, sondern gegen die "allgemeine Vermassung" gerichtet (und dabei dennoch Teil dieser und mit dieser "spielend"). Ein "Pop-Lebensstil", der sich "integrieren lässt" in das "normale Leben", was die anfangs erwähnten Abgrenzungsschwierigkeiten und genaue Fassung des Begriffes mit sich bringt.
Fazit
All dies führt im vierten und letzten Hauptteil des Handbuchs zur Darstellung der wissenschaftlichen Rezeption der Popkultur in Musikwissenschaft, Soziologie, Ökonomie, Ethnologie, Culture Studies, Bildungs- und Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft, Germanistik, Anglistik, Amerikanistik und in der Geschichtswissenschaft.

Womit erwiesen wäre, dass "Popkultur" im weiteren Sinne alle Bereiche des Kulturellen und weite Bereiche des ökonomischen Lebens durchzieht, eine "Lebenshaltung" schlechthin geworden ist. Die da Handbuch breit erläutert, darstellt, begrifflich fasst und zu deren wissenschaftlicher Weiterarbeit das Handbuch vielfache Anregungen hinterlässt.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2018

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