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Marco Frenschkowski: Die Geheimbünde. Eine kulturgeschichtliche Analyse

Die Geheimbünde. Eine kulturgeschichtliche Analyse

von Marco Frenschkowski
Verlag: Marix-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Dokumentation
ISBN-13 978-3-86539-926-7

Preis: 10,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Weltweit gibt es etwa 6 Millionen Freimaurer und dies zu erwähnen hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun, sondern mit einer Tatsache und einem Orden, dessen Wirken das vorliegende Buch anspruchsvoll mit auch anderen Orden unter die Lupe nimmt. Der Ursprung des Wortes "Freimaurer" wird vermutet im Terminus "Steinbildhauer" und "Bauplaner", die gegenüber anderen Handwerkern anspruchsvollere Arbeiten durchführten. Damit nicht genug. Das Buch untersucht die Differenzierung der Arten von vielen weiteren Geheimgesellschaften, trennt wahre Aktionen und Ziele von mysteriösen Anstrichen. Es geht damit sehr ausgewogen an die spannende Frage heran und erkennt den Riten von Orden eine Bedeutung zu, die auch schon der Religionswissenschaftler Eliade sah: Initiationen und Riten sind allgemeinmenschliche Phänomene. Interessant ist die enthaltene Liste derer, welche zu den Freimaurern gehörten: Allende, Armstrong, Churchill, Fichte, Goethe, Herder, Knigge, Wayne, Rosevelt, Trueman - die Damen ließen sich sehr weit fortsetzen. Dazu aber lese man das Buch.

Seit den Mysterienbünden der Antike haben geheime Gesellschaften Eingeweihte und Außenstehende fasziniert. Geheimgesellschaften galten als Orden, wurden verehrt oder gefürchtet. Wichtig ist also die Trennung von Fakten und Spekulationen, die das Buch gut absolviert. Die vorliegende kulturgeschichtlich orientierte Übersicht behandelt die Facetten des Themas exemplarisch. Dabei kommen viele kulturelle Aspekte des Themas anhand konkreter Beispiele zur Sprache: Wie interagieren sie mit ihrer kulturellen, sozialen und religiösen Umwelt? Inwiefern werden sie zum Gegenstand gesellschaftlicher Hoffnungen, Utopien, aber auch Befürchtungen und Unterwanderungsängste?

Trotz der unübersehbaren Produktion an populären Werken ist die Zahl seriöser, wissenschaftlich verantworteter Monographien denkbar gering. Dieses Buch schließt damit eine Lücke. Der Autor zeigt sich durchaus nicht als Sympathisant einer Gruppe, sondern arbeitet als Religionswissenschaftler, der hofft, neben einer allgemeinen Übersicht auch Informationen zu bieten, die auch solchen Lesern weniger vertraut sind, die schon manches der zahllosen Bücher zum Thema gelesen haben. Es geht hier also oft nicht um "wahr" oder "falsch". Was Menschen glauben und praktizieren - und die betreffenden Menschen selbst - sind Gegenstand kulturwissenschaftlicher Arbeit, nicht die Wahrheit ihrer Überzeugungen. Damit geht das Buch für seine Branche einen guten Weg. Es behandelt indogermanische Männerbünde, Geheimbünde für Frauen, die Pythagoreer als Urbild der idealisierten Geheimgesellschaft mit ihrer Läuterung zum Zwecke des sittlichen Aufstiegs und vertieft weiter die Mördersekte "Thuggee" oder den Ku Klux Klan, der in den 20er Jahren 5 Millionen Mitglieder hatte und die Werte der amerikanischen Südstaaten zu bewahren versuchte. Aber auch Geschichte der "Schwarzen Messe", die ihren Ursprung im französischen Hof 1679 bis 1682 hatte und dort einer dekadenten Ästhetik und ihrem Sinneskitzel diente, bleibt nicht unerwähnt.

Dies ist kein Enthüllungsbuch, denn die realen Geheimbünde, Mysterienkulte und Orden mit Arkandisziplin und ihrem kulturwissenschaftlich sichtbaren Einfluss sind auch an und für sich interessant, nicht nur als Gegenstand gesellschaftlicher Projektionen und aus Sensationslust. Die Auswahl ist exemplarisch und in gewissem Maße auch willkürlich. Das ist freilich bei einem Buch deutlich begrenzten Inhaltes nicht zu vermeiden und macht auch nichts. Daher verwundert es nicht, daß jedes Kapitel Literaturangaben, bei denen der Schwerpunkt auf seriösen Arbeiten und Quellen liegt, enthält. Wird die Weltgeschichte als chaotisch erlebt, neigt man leicht dazu, böse Orden im Untergrund zu vermuten.
Fazit
Dennoch: Das Buch zeigt einen wissenschaftlichen und dennoch spannenden Weg auf, sich dem Thema zu nähern.
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Vorgeschlagen von Daniel Bigalke [Profil]
veröffentlicht am 25. Januar 2009

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