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Anatolij Rybakow: Die Kinder von Arbat

Die Kinder von Arbat

von Anatolij Rybakow
Verlag: Aufbau Verlagsgruppe [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-7466-1823-4

Preis: 8,17 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. März 2024]
Die "Kinder vom Arbat" sind das Buch, welches mich von allen politischen Büchern im vergangenen 20. Jahrhundert am meisten beeindruckt hat. Neben Granins "Jahrhundert der Angst" (ebenfalls im Aufbau-Verlag erschienen) ist dies "die" Abrechnung mit dem Stalinismus der Vergangenheit. Aus Anlass von Stalins 50. Todestag, am 5. März 1953, stelle ich es hier vor.
1933: Diktator Stalin will seine diktatorische Alleinherrschaft ausbauen und setzt ein kompliziertes Intrigenspiel in Gang, um seine Rivalen, allen voran den Leningrader Parteichef Kirow, auszuschalten. Diese Machenschaften setzen sich auf allen Parteiebenen fort, bis hin zum kommunistischen Jugendverband Komsomol. So geraten auch Sascha Pankratow und seine Freunde in dieses Netz von Hass und Intrigen. Ausgerechnet Sascha, der fest an die Ideale der Revolution glaubt, wird wegen Lapalien - er hat Spottverse in einer studentischen Wandzeitung verfasst - verhaftet. Auch die vorsichtigen Interventionen von Saschas Onkel Mark, dem Direktor eines großen Eisen- und stahlwerks, und dessen Bekannten, dem Stellvertretenden Volkskommissar für die Schwerindustrie, Budjagin, bleiben erfolglos, denn Sascha wird nur als Spielbald in eiem fingierten politischen Komplott benutzt. Nach einer Reihe von absurden Verhören wird er zu drei Jahren Verbannung in Sibirien verurteilt. Dort erfährt er am 1. Dezember 1934 von der Ermordung Kirows - vermutlich auf geheimen Befehl Stalins, der dadurch die "große Säuberung" (Robert Conquest) einleiten kann, der mehrere Millionen Russen zum Opfer gefallen sind, die genaue Zahl ist nach wie vor unbekannt. Das Buch schließt mit den prophetischen Worten: "Es brechen finstre Zeiten an".

Aus den Erinnerungen Anatolij Rybakows (1911-1998), die in diesem Jahr im Aufbau-Verlag auf Deutsch veröffentlicht worden sind, geht hervor, dass die Hauptperson des Buches, Sascha Pankratow, der Autor selber ist. Der Roman ist in der Tat autobiographisch. Vielleicht gerade deshalb ist er von einer unheimlichen, ja geradezu suggestiven Kraft. Auch die Persönlichkeit Stalins, sonst nur in Alexander Beks Roman "Die Ernennung" "lebendig" wird hier in seinen - offensichtlich authentischen - Gedankengängen vorgeführt. Die im Siedler-Verlag veröffentlichten "Briefe an Molotow" 1925-1936 beweisen dies. Mit Ausnahme von Lydia Tschukowskajas Roman "Sofja Petrowna" und dem "Requiem" von Anna Achmatowa (dies allerdings sind Gedichte) gibt es meines Erachtens keine bessere Darstellung des Stalinismus in den 1930-ger Jahren. Der Roman war die wichtigste und am meisten diskutierte Neuerscheinung während der Perestroika unter Gorbatschow, als er - nach langen Jahren in der "Schublade" - endlich 1987 in der Sowjetunion publiziert werden durfte.
Fazit
Unbedingt lesen!
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 05. März 2003

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