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Robert Goddard: Dein Schatten dem ich folgte

Dein Schatten dem ich folgte

von Robert Goddard
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-442-09856-9

Preis: 1,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. April 2024]
Einer der besten Thriller ist zweifellos "Dein Schatten, dem ich folgte" von Robert Goddard. Es handelt sich hier in der Tat eher um einen Thriller als um einen Krimi, da das Spannungselement hier stärker hervortritt als das Element der Detektion oder der Verbrechensgeschichte.
Im vorliegenden Fall versucht der Geschichtslehrer Martin Radford, der die Erlebnisse in Ich-Form schildert, die Hintergründe des Rücktrittes des früheren Innenministers Strafford im Kabinett Asquith aufzuklären. Der südamerikanische Millionär Leo Selleck, den eine geheimnisvolle Beziehung mit Strafford verbindet, bittet Radford darum. Er gibt ihm die Memoiren des früheren Ministers in die Hand.

Hier nun setzt die zweite Handlung ein: in seinen Memoiren berichtet Strafford von seiner Liebe zu der Suffragette Elisabeth Latimer, die ihn jedoch kurz vor der geplanten Heirat mit dem Vorwurf, er, Straford, habe sie betrogen, verlässt. Niedergeschlagen und zermürbt von politischen Differenzen reicht Strafford seinen Rücktritt ein, da auch der Premierminister ihn nicht länger im Kabinett behalten will. Strafford grübelt bis zu seinem Lebensende darüber nach, welcher Art von Intrige er zum Opfer gefallen ist, denn er hatte Elisabeth in keinster Weise betrogen. Sie - zutiefst verletzt - verweigert jedoch eine Aussprache und auch der Premierminister, dem eine bestimmte Information über Strafford zugegangen war, verlangt die Demission des Ministers.

Strafford muss sich nun an die Aufklärung des verzwickten Falles machen. Diese gestaltet sich komplizierter als er selbst zuvor ahnt. Auch sein eigenes Leben wird dadurch entscheidend verändert. Mehr soll hier natürlich nicht verraten werden.

Die Handlung ist sehr komplex, jedoch ist das Buch atemberaubend spannend geschrieben, so richtig geeignet als Nachtlektüre. Jeder Bekannte, dem ich dieses Buch empfohlen habe, wurde dadurch in den Bann gezogen. Inzwischen hat Goddard - beruhend auf dem Erfolg seines Debuts - weitere Bücher veröffentlicht, die allerdings meines Wissens nicht an den Erfolg des Erstlings anknüpfen konnten.

Der Preis dieser Spannung liegt allerdings im zum Teil platt gezeichneten Dualismus der Charaktere mit Ausnahme der inzwischen über 90-jaehrigen Elisabeth Latimer, die von Goddard richtig sympathisch und lebensecht dargestellt wird. Ihr wird Radford im Laufe seiner Ermittlungen noch begegnen. Der Rest der Protagonisten ist alllerdings sehr schwarz-weiss gezeichnet, also entweder gut oder abgrundtief böse. Auch der langjährige britische Premierminister Churchill taucht kurz als Nebenfigur auf; er wird durchaus negativ gezeichnet.

Ich gaube, diese Einfachheit und mangelnde Entwicklungsfähigkeit der Charaktere ist schon immer traditionell eher Kennzeichen des Thrillers als des Kriminalromans oder der Detektivgeschichte, damit sich der Leser aufgrund der Schwarz-Weiss-Zeichnung ganz mit den sympathisch gezeichneten Hauptfiguren des Romans, dem arbeitslosen Geschichtslehrer Radford und dem betrogenen Innenminister Strafford identifizieren kann. Hierzu trägt sicherlich die Erzählperspektive in Ich-Form bei, die Goddard daher - offenbar bewusst - in jedem seiner Romane wählt. Kennzeichen der Romane Goddards ist auch, dass die Protagonisten niemals unbeschädigt aus den menschlichen Dramen, in die sie verwickelt werden, hervorgehen. In seinem ebenfalls hervorragenden Buch "Nimm niemals Abschied" stirbt der Protagonist sogar am Ende. Auch in der vorliegenden Erzählung müssen sowohl der Historiker Radford wie auch der betrogene Strafford einen Preis für ihre Verstrickungen in diese Affäre bezahlen. Goddard stattet seine Hauptfiguren nicht mit omnipotenter Allmacht aus. Er gewährt ihnen auch keine polizeiliche Amtshilfe. Vielmehr zeigt er sie mit allen Fehlern und menschlichen Schwaechen, die auch die Leser haben.
Fazit
Vielleicht macht dies den Erfolg seiner Bücher aus.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 11. März 2009

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