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Josephine Tey: Alibi für einen König

Alibi für einen König

von Josephine Tey
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-423-25169-3

Preis: 21,96 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. April 2024]
Das vorliegende Buch von Josephine Tey hat mich sehr beeindruckt. Die Autorin, die ja auch in der DuMont Kriminalbibliothek vertreten ist (etwa mit "Die verfolgte Unschuld") hat hier - meines Erachtens jedoch - keinen Krimi, sondern einen historischen Roman vorgelegt. Ähnlich wie neuere Biographien über Richard III. (etwa Andreas Kackhoff: "Richard III." von 1980 oder Gisbert Kranz in: "Warum wurden sie Despoten?" (1992) mit einem biographischen Abriss über Richard dem III.) ist die Autorin davon überzeugt, dass die Nachfolger Richards III., insbesondere die Tudors um Heinrich VII. und seinen Nachfolgern Geschichtsfälschung betrieben haben und bemüht sich um eine gerechte oder zumindest objektivere Geschichtsschreibung über Richard III. Zum Anlass ihrer "Geschichtskritik" nimmt sie ein Portrait des Königs durch einen unbekannten flämischen Maler. Er wirkt dort sehr bekümmert und viel älter als 31 Jahre. Das Portrait aus dem Jahre 1484 entstand ein Jahr vor seinem Tode in der Schlacht bei Bosworth im Kampf gegen Heinrich Tudor.
Der ermittelnde Inspektor liegt im Krankenhaus - aufgrund einer Verletzung zur Untätigkeit verdammt - sieht das Bild und kommt ins Grübeln. Da er selber nicht handeln kann, versucht er, mit Hilfe eines Assistenten "Licht ins Dunkel" zu bekommen. Ergebnis: Geschichtsfälschung! Die Tudors haben systematisch das Bild ihres Vorgängers verfälscht und heute ist Richard III. durch Shakespeare "unsterblich böse gezeichnet".
Ob nun diese "Rehabilitierung" der Wahrheit entspricht, bleibt eigentlich offen. Gisbert Kranz hat dies ja auch eindeutig in seinem Kurzportrait in: "Warum wurden sie Despoten?" (Forschungsstand: 1992) dargelegt.
Interessant ist jedoch, daraus einen Krimi zu machen. Er ist atemberaubend spannend geschrieben, allerdings "schießt" er historisch über das Ziel hinaus: das Verhalten Richards III. ist nach wie vor zweideutig (zumindest ab seiner Krönung und der Ermordung seiner Neffen 1483). Dies wird in diesem Roman zu wenig herausgearbeitet. Außerdem betreibt die Autorin irgendwie "Etikettenschwindel": sie schreibt einen - wunderbaren! - historischen Roman und "verkauft" diesen - sehr ideenreich!!! - als Krimi. Nun ja, sie wußte schon damals, wie man die Auflage steigern kann.
Fazit
Insgesamt mit diesen beiden Einschränkungen - kein Krimi, keine "objektive", da wiederum zu einseitige Darstellung Richards - sehr zu empfehlen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 29. März 2003

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