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Ein Nachmittag zum Träumen

Mit Romanen wie "Die Mütter-Mafia" oder "Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner" begeisterte Kerstin Gier eine eher weibliche Leserschaft. Mit ihrer Edelstein-Trilogie, bestehend aus den Bänden "Rubinrot", "Saphirblau" und "Smaragdgrün" gelang ihr dann ein Weltbestseller im Jugendbuchbereich, der in 28 Sprachen übersetzt wurde. Jetzt hat Kerstin Gier mit "Silber – Das erste Buch der Träume" eine neue Trilogie am Start. Ihre Lesereise zu diesem Werk führte die in der Nähe von Köln lebende Autorin auch ins Babylon Kino nach Berlin. Einer Location, die gerne für Lesungen genutzt wird.

Gut eine Stunde las die sympathische Autorin aus ihrem neuestem Werk. Das überwiegend weibliche und sehr junge Publikum hing gespannt an den Lippen der Bestsellerautorin. Auch der Spaß kam nicht zu kurz, da Kerstin Gier die Lesung immer wieder für ein paar lustige Anekdoten unterbrach. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte ich Gelegenheit mit Kerstin Gier zu sprechen und mich interessierte die Frage, wovon sie zuletzt geträumt habe. "Ich habe heute Nacht Marmelade aus Aprikosen gekocht, und ein FBI-Team hat das Haus gestürmt und eine Fensterscheibe zertrümmert. Nachdem alle bewaffneten Männer die Marmelade probiert hatten, sind sie wieder gegangen. Ich glaube, ich habe zu viele Folgen "Homeland" hintereinander geschaut." Auf die Frage, ob sie sich wie Ihre Heldin Liv Silber durch Träume bewegen könnte meint sie: "Ja, und ab und zu mache ich das auch, wenn auch nie so lange wie Liv. Meistens hört so ein Klartraum ja auf, wenn es gerade am schönsten ist. Der Wecker klingelt dann in der Regel."

Für die Lesung im Babylon konzentriert sich Kerstin Gier auf die ersten Szenen. Die Besucher erleben mit, wie Liv und ihre Schwester Mia in London ankommen und wie sich an der neuen Schule zurechtfinden. Wie entstehen eigentlich die Figuren? "Es ist, als würden sie in meinem Kopf wachsen und wachsen und bevor ich anfange zu schreibe, ist es so, als würde ich sie schon viele Jahre kennen. Als wäre ich ihre Psychiaterin und kennte alle ihre Geheimnisse."

Kerstin Gier hat ihre Hörer von der ersten Sekunde an auf ihrer Seite. Sympathisch spielt und kokettiert sie mit ihrem Alter und sorgt damit immer wieder für Lacher. Es ist schön zu sehen, das die erfolgreiche Autorin ganz zwanglos mit dem Publikum spielt. Mich interessierte, ob sie nach der Edelstein-Triologie einen besonderen Erfolgsdruck verspürte. "Ja, ich habe anfangs immer Angst, den Lesern könnte meine nächste Geschichte nicht gefallen, aber wenn ich dann selber richtig infiziert bin, legt sich die Angst und ich hoffe einfach, dass meine eigene Begeisterung als Funke überspringt." Und dieser Funke springt auch im Babylon über, wie der lang anhaltende Applaus zeigt. Natürlich können jetzt noch Fragen aus dem Auditorium beantwortet werden. Dabei interessiert vor allem die Frage, wie die Idee zu "Silber" entstanden ist. "Ich wollte schon ewig von Menschen schreiben, die sich gegenseitig in ihren Träumen besuchen können - ich wusste nur nie, in welche Geschichte ich diese Idee einbetten sollte. Und dann habe ich eines Nachts von Liv und Mia geträumt und wusste, diese beiden Mädchen gehören auf jeden Fall in die Geschichte..."

Natürlich möchten die Zuhörer auch wissen, wie es mit Liv weitergeht. "Band zwei ist schon genaustens geplottet (und voller überraschender Wendungen, wie ich hoffe :-) ), von Band drei kenne ich bisher nur das Ende und einen sehr groben Verlauf bis dorthin. Obwohl ich alles detailliert plane, bevor ich schreibe, überlege ich mir beim Schreiben immer noch einiges anders, weil es plötzlich doch nicht mehr passt - leider." Doch Kerstin Gier schreibt nicht nur, sondern ist auch eine begeisterte Leseratte. "Ich bin ein Immer-wieder-Leser. Es gibt Bücher, die ich alle paar Jahre neu lese und die ich eigentlich schon auswendig kennen müsste. Dazu gehört "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow. Wenn es mir richtig schlecht geht und ich mit Fieber im Bett liege, heilt mich ein Harry-Potter-Band - egal, welcher." Geduldig beantwortet sie auch weitere Fragen aus dem Publikum. Schließlich möchte ein junges Mädchen noch wissen, wie sie zum Schreiben gekommen ist. "Ich habe immer schon gern Geschichten erfunden und sie aufgeschrieben, sobald ich schreiben konnte. Dass ich damit jetzt meinen Lebensunterhalt verdiene, ist mein großes Glück." Ein Glück, das viele Leserinnern und Leser mit ihr teilen.

Im Anschluss an Lesung und Fragerunde nahm sich Kerstin Gier natürlich noch Zeit, um alle Signierwünsche zu erfüllen und für das eine oder andere Handyphoto zu posieren. Und am Ende bleibt die Hoffnung, das es auch zum zweiten Band ein Wiedersehen mit Liv Silber und ihrer Mutter in Berlin gibt.

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