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Leichen pflastern seinen Weg

Mit seiner Romanserie um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter hat sich der Brite Simon Beckett in Deutschland eine große Fangemeinde erschrieben. Nunmehr ist mit "Verwesung" der vierte Roman um David Hunter auf Deutsch erschienen. Im Rahmen einer Lesereise haben die Fans von Simon Beckett nunmehr Gelegenheit, eine Kostprobe des neuen Thrillers zu hören und etwas mehr über den Menschen Simon Beckett zu erfahren.

Für den Auftritt in Potsdam hat sich der Veranstalter eine recht ungewöhnliche Location gesucht. Im Waschhaus, dem Hauptgebäude einer ehemaligen Großwäscherei, treten sonst Rock- und Popbands auf. Doch wenn es dieser Tage einen Krimiautoren gibt, der diesen Saal füllen kann, dann Simon Beckett. Zumal der Auftrittsort auch aus einem anderen Grund passend gewählt wurde, denn Beckett hat als ehemaliger Percussionist durchaus Erfahrung als Musiker.

Um kurz nach 20.00 Uhr betrat Simon Beckett die Bühne, um zwei Passagen seines neuen Thrillers "Verwesung" zu lesen. Begleitet wurde er dabei von Michael Schroth, der den gelesenen Part anschließend auf Deutsch vortrug. Innerhalb des Romans erfährt man nun mehr etwas über die Vergangenheit von David Hunter, von der bisher nur Bruchstücke bekannt waren. Die Lesungen, vor allem der deutsche Teil, waren durchaus hörenswert, wobei echte Spannung innerhalb der Einführungssequenzen noch nicht aufkommen wollte.

Nach gut einer Stunde wurde zumindest die deutsche Stimme verabschiedet und die Zuschauer erfuhren im folgenden Gespräch, das von Radiomoderator Wolfgang Kress geführt wurde, einiges über Simon Beckett.

Nach einer Vielzahl von Jobs wie Immobilienhändler, Hausmeister oder Musiker widmete sich Beckett irgendwann ganz der Schreiberei und arbeitete als freiberuflicher Journalist für verschiedene britische Zeitungen. Eines Tages bekam er den Auftrag, einen Artikel über die Body Farm zu schreiben, einem wissenschaftlichen Institut in Tennessee, in dem die Verwesungsprozesse von Leichen an freier Luft erforscht werden. Ein Auftrag mit Folgen. Schon sein erster Anblick war nichts für schwache Mägen. Angekommen im Hochsommer war eine lange Madenspur der erste Eindruck, den Beckett von der Body Farm bekam. "Erst auf dem Heimweg", erzählt Simon Beckett, "habe er schließlich realisiert, dass auch dies letztlich ein Job wie jeder andere ist." Trotzdem hat es noch ein Jahr gedauert, bis er mit der Arbeit an dem Roman beginnen konnte, der später unter dem Titel "Die Chemie des Todes" den Startschuss für die David-Hunter-Reihe legte. Dabei war David Hunter zunächst gar nicht die zentrale Figur. Erst im Verlauf der Arbeit kristallisierte sich der forensische Anthropologe als Hauptfigur heraus. Da Simon Beckett die Romane in der Ich-Perspektive erzählt, bleibt die obligatorische Frage nach den Parallelen zwischen seinem Protagonisten und ihm nicht aus, zumal viele Journalisten ihm schon den Spitznamen David Beckett (eine Symbiose beider Namen) gegeben haben. Mit einem Augenzwinkern macht der Autor aber klar, dass David Hunter eine fiktive Figur ist.

Überaus geehrt fühlt er sich hingegen beim Vergleich seiner Arbeit mit den Werken von Raymond Chandler, die Simon Beckett wegen der tollen Storys und den grandiosen Figuren bewundert. Parallelen von Chandlers Protagonisten Philip Marlowe und seinen David Hunter seien jedoch weit hergeholt. Hunter sei ein absoluter Kopfmensch, der nie eine Schlägerei gewinnen würde. Beckett betonte weiter, dass er leider nicht mehr so viel zum Lesen komme, da er in der Zeit, an der er an seinen Romanen arbeite, nicht den Kopf für andere literarische Werke frei habe.

Allmählich kam das Gespräch auf Becketts neuem Roman. Dieser zeichne sich dadurch aus, dass im ersten Drittel Hunters Privatleben eine zentrale Rolle spiele. Die tragende Figur dieser Geschichte sein dann aber neben David Hunter der Killer Jerome Monk. Eine Figur, die Simon Beckett besonders am Herzen liegt. "Er habe", so der Autor, "versucht, Jerome Monk als Monster zu beschreiben, ihn aber trotzdem glaubwürdig agieren zu lassen." Überhaupt sei es ihm wichtig, eine gesunde Mischung aus Fakten und Fiktion zu schaffen, wobei er feststellt, dass er natürlich kein Sachbuchautor ist.

Leises Schmunzeln aus dem Auditorium erntete er für seine Aussage, dass ihm natürlich die deutschen Cover seiner David-Hunter-Bücher am Besten gefallen. Eine Aussage, die durchaus glaubwürdig ist, besitzen die Bücher doch auf Grund ihrer einprägsamen Schwarz-Weiß-Motive einen hohen Wiederkennungswert.

Nach gut zwei Stunden ging die Veranstaltung unter großem Applaus zu Ende. Jedoch ließ sich Simon Beckett zur Freude seiner Fans noch ausreichend Zeit, um seine Werke zu signieren.

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