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Ein Todesengel in Berlin

Berlin wurde am 18.Oktober 2013 Zeuge einer besonderen Buchpremiere. In Zusammenarbeit mit der Buchhandelskette Thalia und dem Fernsehsender RTL lud der Lübbe Verlag zur großen Premierenfeier von Andreas Eschbachs neuem Roman "Todesengel" ein. Als Veranstaltungsort wählte man eine der außergewöhnlichsten Locations der Hauptstadt. Die STATION ist ein ehemaliges Straßenbahndepot im Zentrum Berlins, dessen sieben Hallen heute für ganz unterschiedliche Veranstaltungen wie Messen, Preisverleihungen oder Lesungen genutzt werden.

Rund 70 Besucher fanden gegen 19.30 Uhr den Weg in die STATION und wurden nach dem Einlass mit einem Begrüßungsgetränk empfangen. Anschließend ging es ins Loft, wo RTL-Moderator Wolfram Kons, der durch den Abend führte, den Bestsellerautor Andreas Eschbach begrüßte. Ihm zur Seite stand der Schauspieler Matthias Koeberlin, der vor einigen Jahren die Hauptrolle in der Eschbach-Verfilmung "Das Jesus-Video" spielte, dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde und seit dem als Hörbuchsprecher für den in der Bretagne lebenden Autor agiert.

Bevor es um den neuen Roman ging, führte Wolfram Kons ein Gespräch mit Andreas Eschbach, in dem es um die grundsätzliche Kunst des Kreativen Schreibens ging, da der Autor auf seiner Website mit einigen Mythen bezüglich des Schriftstellerberufes aufräumt. So wollte Wolfram Kons wissen, ob der Blick auf die Atlantikküste für Andreas Eschbach eine notwendige Inspiration ist. "Inspiration hat mit der Umgebung relativ wenig zu tun. Impulse kann man von überall herbekommen: aus dem was man hört, liest oder aufschnappt." Auch räumte Der Autor mit dem Mythos auf, das alles, was nicht in die Nähe des Literaturnobelpreises kommt, nicht als gute Literatur gilt. "Wichtig ist, dass man mit dem was man schreibt, jemanden erreicht. Dazu muss man eine intensive Beziehung zu den Geschichten haben. Und das ist nicht vom Genre abhängig, sondern von der Frage, ob in dem jeweiligen Text viel Herzblut steckt."

Aber natürlich ging es in erster Linie um den neuen Roman "Todesengel". Ein Roman, der für Gesprächsstoff sorgt, beschäftigt er sich doch mit dem Thema Selbstjustiz und der Frage, ob in Deutschland die Täter mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die Opfer. Matthias Koeberlin hatte jetzt seinen ersten Auftritt, in dem er eindrucksvoll die Eröffnungssequenz des Romans vorlass. In deren Mittelpunkt steht der Rentner Erich Sassbeck, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Auf einem U-Bahnhof wird er von zwei Jugendlichen brutal zusammengeschlagen. Doch plötzlich erscheint ein Retter, der die beiden Jungen an Ort und Stelle hinrichtet.

Nach dieser Szene erklärt Andreas Eschbach, wie er dazu gekommen ist. "Sie ist implematisch für viele Szenen, die sich leider so zugetragen haben." Dennoch will Andreas Eschbach den Roman nicht als Plädoyer für Selbstjustiz sehen. "Er ist vielmehr ein Plädoyer dafür, dass die Justiz ihre Arbeit richtig tun soll. Manchmal fragt man sich, was für ein Rechtsverständnis hinter manchen Urteilen steckt, wenn ein Steuersünder härter bestraft wird, als ein Täter, der die körperliche Unversehrtheit eines Menschen antastet."

Natürlich geht es noch ein wenig tiefer in die Romanhandlung. Die Polizei hält Erich Sassbeck für den Täter. Das ruft Ingo Praise auf den Plan, die eigentliche Hauptfigur des Romans. Der Journalist findet Beweise dafür, dass die Aussagen des Rentners richtig sind. Mehr noch. Immer wieder taucht der Todesengel in der Stadt auf und richtet Täter hin, die sich an wehrlose Opfer vergreifen. Für die Medien ist dies natürlich ein gefundenes Fressen. Praise bekommt eine Fernsehsendung mit dem Titel „Anwalt der Opfer“. Wieder ist Matthias Koeberlin dran, der den Zuschauern jetzt die Hauptfigur vorstellt. Und wieder stellt der sympathische Schauspieler unter Beweis, warum er der richtige Interpret für die Romane von Andreas Eschbach ist. Eindringlich schlüpft er in die unterschiedlichen Rollen und sorgt mit seiner Darstellung dafür, das die Zuschauer gebannt in die Geschichte eintauchen.

Schon diese Szenen machen deutlich, dass der Roman neben seiner packenden Story viel Zündstoff enthält. Und so stellt Wolfram Kons Andreas Eschbach eine Frage, die er vor wenigen Wochen auch Hugh Jackman anlässlich einer Filmpremiere gestellt hat. "Jemand will Ihrer Familie etwas antun. Wären Sie bereit, den Angreifer zu töten?" Sofern er es hinbekäme, wurde er alle tun, was notwendig ist, antwortet er. Dabei nutzt Andreas Eschbach die Gelegenheit, den Unterschied zwischen Notwehr und Selbstjustiz zu erklären. "Wenn Sie in der Kneipe sind und jemand will ein Glas Bier über Ihrem Kopf leeren und Sie schlagen es ihm aus der Hand, ist dies Notwehr. Lehrt er sein Glas über ihren Kopf und Sie machen dies anschließend auch, ist es Selbstjustiz." Wolfram Kons möchte jetzt wissen, ob sich Matthias Koeberlin schon einmal in einer solchen Situation befand, was dieser verneint. Nach einer dritten gelesenen Passage geht der offizielle Teil, nicht aber die Veranstaltung zu Ende.

Natürlich nimmt sich Andreas Eschbach die Zeit, alle Signierwünsche zu erfüllen. Aber damit nicht genug: Die Besucher wurden noch mit Fingerfood und einem guten Tropfen Wein verwöhnt. Sehr erfreulich war die Tatsache, dass sich sowohl Matthias Koeberlin, als auch Andreas Eschbach unter das Publikum mischten und für ein lockeres Gespräch zur Verfügung standen. Zufrieden machten sich die Besucher gegen 23.00 Uhr auf dem Heimweg, mit der Gewissheit, einen ausgezeichneten Roman eines sympathisch bodenständigen Autors vorgestellt bekommen zu haben.

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