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Hypnotische Wirkung

Die studierte Bibliothekarin Sina Beerwald hat sich bisher als Autorin von historischen Werken einen Namen gemacht. Jetzt legt sie mit "Hypnose" ihren ersten Thriller vor. Buchtips sprach mit der Autorin über den Genrewechsel und die Kunst, den Leser zappeln zu lassen.

Michael Krause: Nach vier historischen Romanen ist "Hypnose" Ihr erster Thriller. Wie ist es zu diesem Genrewechsel gekommen?
Sina Beerwald: Der Plot zum Thriller "Hypnose" hat mich schon seit Jahren verfolgt und nachdem ich 2011mit einer Kurzgeschichte Preisträgerin des NordMordAward wurde – das ist der erste Krimipreis für Schleswig-Holstein - war für mich die Zeit reif, und ich wollte nach vier historischen Romanen das Genre wechseln.

MK: Ihr Thriller zeichnet sich durch viele packende Cliffhanger aus. Haben Sie diese fest geplant?
SB: Schreiben ist Handwerk, insofern steckt da natürlich eine gewisse Planung dahinter – nur interessiert das die Protagonisten mit ihrem Eigenleben oftmals herzlich wenig...

MK: Wie intensiv haben Sie sich mit dem Thema Hypnose beschäftigt?
SB: Sehr intensiv. Ich habe mich mehrfach selbst hypnotisieren lassen und mich von Fachleuten beraten lassen. Ich habe für meinen Thriller alles recherchiert, was mich nicht unmittelbar mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt gebracht hat.

MK: Ihre Hauptfigur Inka kann im Verlauf der Geschichte nicht mehr unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie so in die Enge getrieben würden?
SB: Ganz ehrlich, ich möchte nicht in Inkas Haut stecken.

MK: Hat sich die Recherche für Ihren Thriller im Vergleich zu Ihren anderen Werken unterschieden?
SB: Nicht sonderlich. Ich recherchiere generell sehr gerne und gründlich, weiß auch als Bibliothekarin, wie ich an entsprechende Fachliteratur drankomme – der Unterschied zum historischen Roman bezieht sich lediglich darauf, dass ich unsere heutigen Sitten und Gebräuche nicht recherchieren muss.

MK: Gab es Ihrerseits Überlegungen, die Geschichte von Inka mit einer Ich-Erzählerin zu erzählen?
SB: Nein. Im Gegenteil. Ich mag verschiedene Perspektiven. Zum Beispiel eine Perspektive, durch die der Leser brisante Informationen erhält, während sich meine Protagonistin noch in Sicherheit wiegt.

MK: "Hypnose" zeichnet sich auch dadurch aus, dass er anfangs viele Fragen aufwirft, auf die der Leser eine Antwort erhofft. Wie schwer ist es gewesen, alle Handlungspunkte zu verknüpfen und alle offenen Fragen zu beantworten?
SB: Das ging erstaunlicherweise ganz gut. Nach dem fünften Roman habe ich Übung darin, lose Fäden zu vernähen.

MK: Wer liest Ihre Geschichten als erster?
SB: Ich habe eine Gruppe von unabhängigen Testlesern und natürlich die Fachleute selbst, die die Szenen auf Plausibilität durchlesen.

MK: War die Schriftstellerei schon immer ein Kindheitstraum?
SB: Fester Vorsatz sogar. Ich habe mich im reifen Alter von zehn Jahren vor meinen Vater gestellt und ihm verkündet, dass ich mal Schriftstellerin werde.

MK: Welche Autoren haben Sie beeinflusst?
SB: Nach Astrid Lindgren haben mich Hesse und Goethe zum Schreiben gebracht.

MK: Lesen Sie selbst noch Romane?
SB: Viel weniger als früher. Genusslesen ist außerdem schwierig geworden, weil man immer mit einem Auge aufs Handwerk schaut.

MK: Was macht Sina Beerwald, wenn sie nicht schreibt?
SB: Lange Spaziergänge, Urlaub im Wohnmobil, reiten und schwimmen.

MK: Was bedeutet Heimat für Sie?
SB: Das Schwabenländle

MK: "Hypnose" würde sicher aus als Film gut funktionieren. Würde es Sie reizen Ihren Stoff in ein Drehbuch zu verwandeln?
SB: Wenn ein Produzent das hier liest: JA

MK: Gibt es schon eine Idee für einen zweiten Roman mit Inka Mayer.
SB: Ja, die gibt es. Darin soll es um ... ähm, ich kann mich nicht mehr erinnern. Diese posthypnotischen Amnesien sind beunruhigend.

MK: Wir danken Ihnen für das Gespräch!

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