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Manfred Baldur: Kämpfe um die Menschenwürde

Kämpfe um die Menschenwürde

von Manfred Baldur
Verlag: Suhrkamp Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-518-29799-5

Preis: 20,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Um was es geht

"Menschenwürde" ist einer der Diskussionsbegriffe der Gegenwart. Im Anblick des brachialen, brutalen Kampfes in Syrien, im Anblick hunderttausender von Flüchtlingen weltweit. Aber in diesen offenkundigen Missständen erschöpft sich die Frage, was Menschenwürde genau ist und wie man für sie eintreten kann noch lange nicht.

Die Fragend er sozialen Gerechtigkeit, der Armut, die Fragen der Macht von Staaten, auch intime Daten sich "offen legen" zu lassen, die Frage eines Umganges mit Oppositionen (wie es gerade in der Türkei "menschenunwürdig" (?) vorgelebt wird), es sind nicht einzelne Themen, die mit diesem Begriff verbunden sind, es ist eine der Grundfragen der Menschheit, wie man miteinander zu leben gedenkt und welche Rechte, auch welchen Respekt man als "Common Sense" einander gegenüber zu bringen gedenkt. So ergibt sich fast Paradox, dass der Begriff "Menschenwürde" als "Norm aller Normen" durchaus versanden und gesehen wird, und dennoch die "große Unbekannte" in der konkreten Füllung des Begriffes (noch) bleibt.

Als "oberster Wert des Grundgesetzes du oberster Zweck allen Rechtes" gesetzt, im Grundgesetz gar "garantiert", ist es natürlich von höchster Notwendigkeit, den Begriff präzise, aber auch umfassend allgemeinverbindlich zu füllen. Der wissenschaftliche Band von Manfred Baldur gibt die Diskussionen um den Begriff (und auch durchaus praktische Probleme der Umsetzung und "Kämpfe für die Menschenwürde) fundiert und detailliert wieder. Und das in sprachlich durchaus verständlicher Form, auch wenn die vielfachen Diskurse zum Begriff, denen Baldur nachgeht, der Natur der Sache entsprechend teils ein überaus hohes Abstraktionsniveau in sich tragen.

"Es gibt kaum eine Facette dieser Norm, bei der man mit einer (allgemein) übereinstimmenden Antwort rechnen darf".

Um der Frage nachzugehen, ob diese eben nicht präzise Füllung, diese inhaltliche Offenheit gerade die Kraft und Stärke dieser Norm ausmachen, geht Baldur im Folgenden ruhig und Schritt für Schritt der Entwicklung nach. Wie sich diese "Würde-Norm" zur herausragenden Größe entwickelt hat, welche Kräfte dabei wirkten, welche Denker und Politiker in vielfacher Weise (und durchaus je mit unterschiedlichen Ergebnissen) den Begriff in Worte gefasst, breit be- und umschrieben haben und diesen dann zentral im Rechtswesen (und im sozialen Denken der Gesellschaft) verankert haben. Und ebenso, wie dieses hehre und idealistische Streben der zentralen Bedeutung der Würde des Menschen auch wiederum in ihrer dogmatischen Kraft stückweise verloren ging (und aktuell rasant weiter verloren geht).
Fazit
Eine lohnenswerte, in sich folgerichtige und fundierte Lektüre, die dem Leser eine genaue Betrachtung und die Entwicklung eines eigenen, differenzierten Meinungsbildes ermöglicht.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 28. November 2016

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