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Francoise Garde: Das Lachen der Wale

Das Lachen der Wale

von Francoise Garde
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-406-68957-4

Preis: 19,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. April 2024]
In wunderbarer Sprache, aber sehr speziell im Thema

Da kann man sich anschließen, im Gros, sicherlich, in die Einführung von Garde in dieses Buch.

"Ich glaubte nichts über sie zu wissen, aber ich sorgte mich nicht".

Ist man nicht gerade Walfänger oder gehört nicht einer jener Kulturen an, die oft direkten Kontakt, auch "Nutz-Kontakt" zu Walen haben, finden diese Riesen der Meere im Alltag schlichtweg nicht statt. Dann aber sind Wale, eher durch Zufall, in den Blick des Autors gefallen und haben ihn nicht mehr losgelassen. Im denken, vor allem aber im poetischen Sinne. Denn poetisch sind seine Gedanken, Geschichten, Assoziationen und Hinführungen im Stil zu bezeichnen, die Garde mit diesem neuen Werk nun vorlegt.

"Der Wal löst eine spontane Empathie aus, das Bild von etwas Undeutlichem, aber Sanftem, Friedlichen, Umhüllenden......das Gegenteil von einer Bedrohung, eine gewaltige und beruhigende Anwesenheit". In der Regel harmlos, nicht gefährlich, auch wenn die berühmte Geschichte von Kapitän Ahab eine andere Richtung einschlägt (aber Melvilles "Moby Dick" verweist im Kern ja auf die Gefangenheit des Menschen in seiner Leidenschaft, weniger auf eine Beschreibung des Wesens der Wale an sich).

Gründlich, wie Garde ist, mit bildreicher Sprache und sich immer nach den eigenen, inneren Anklängen hin ausrichten, geht er dem Thema umfangreich nach. Beschreibt "das Tier" in metaphorischen Bedeutungen, die Zähne, die Rekorde, die "Reisewege" der Wale, wirft einen tiefen Blick auf "Jona im Wal", erzählt von "Strandungen", vom Aas der Wale, wieder von Jona und Jesus, bevor er die "menschliche Seite" einführt. Die Jags, Moby Dick, Harpunen, aber auch von internationalen Konferenzen zum Walfang weiß Garde zu berichten, wie in einem assoziativen Tagebuch ziehen Gedankengänge mal sehr kurz (als knappe Seite im Buch), mal ausführlicher an Gardes innerem Auge und damit am Leser vorbei.

Sind dies weitgehend noch "reale" Betrachtungen und Stichwortassoziationen, schließt das Werk mit einem dritten Hauptteil, den Garde "Der Himmel" nennt. Wie sich bei ihm mit Blick auf den Mont Blanc die literarische Erinnerung an eine Novelle mit den "Walen aus seiner Erinnerung" verweben als Sinnbild des suchenden und manches Mal dahin irrenden Wesens. Oder der Blick richtet sich hinaus in die Galaxie, das Universum, die Sternbilder.

"Über uns schwimmt ständig ein gewaltiger, unermesslich großer, nicht deutlich, aber erkennbarer, treuer, ewiger Wal". Als viertgrößtes Sternbild der nördlichen Hemisphäre. Das nun aber Garde hier und da des Nachts die Sorge spürt, "ein Wal könnte mir auf den Kopf fallen", das sind nun dann doch sehr spezielle, poetisch formuliert Gedanken, die nicht unbedingt jeder Leser dann teilen wird oder müsste. Auch ist der literarisch zugrundeliegende Jona nicht unbedingt in einer Korrektur hin zum "glücklichen Jona" notwendig, das Alte Testament in seinen ureigenen Archetypen hätte Garde auch so stehen lassen können, wie es eben da steht. Am Ende verbleibt beim Leser ein stückweit die Frage nach dem Sinn von alldem, auf diese losen Gedankengänge, diese manchmal eher unangebracht pathetisch wirkende Erhöhung im Kern doch einfacher, natürlicher Vorgänge.
Fazit
Aber nahe kommen einem die Wale schon, in den vielen Gedanken, die Garde aus allen Richtungen zu Papier bringt und angenehm zu lesen im Stil, leger und doch literarisch mit Tiefe, das ist dieses Werk durchaus. Wenn auch ohne erkennbaren tieferen Sinn und ohne auf der Hand liegende Folgen für Garde oder den Leser.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 30. März 2016

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