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Nana Rademacher: Wir waren hier

Wir waren hier

von Nana Rademacher
Verlag: Ravensburger Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-473-40139-0

Preis: 9,45 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Berlin, im Jahr 2039, kurz vor dem endgültigen Ende unserer Zivilisation. Nach einer Reihe von Naturkatastrophen, einem Krieg gegen Europa und einem Atomunfall sind in der Stadt nur wenige halbwegs intakte Häuser zurückgeblieben. Anna lebt mit ihren Eltern in einer Ruine. Wasser, Nahrungsmittel und Heizmateriel sind knapp. Besonders der Wassermangel belastet die wenigen Überlebenden; denn ohne sauberes Wasser kann kein Gemüse mehr angebaut werden. Das Leben reduziert sich auf Beschaffung von Waren und Vorsicht vor der Militärpolizei. Annas Mutter hat sich längst depressiv ins Bett zurückgezogen; der Vater versucht seine Tochter auf ein Überleben ohne Eltern vorzubereiten. Anna ist die Beschafferin ihrer Familie, ohne die die Eltern nicht überleben könnten. In ihrer Welt - die die Generation der Eltern zerstört hat - kommen Kinder offenbar besser zurecht als Erwachsene. Das nächtliche Herumstreunen in einer menschenleeren Stadt ermöglicht den wenigen Jugendlichen ein ungewöhnliches Maß an Freiheit. Anna und die gleichaltrige Luki "finden" die elternlose jüngere Santje und nehmen sie wie eine jüngere Schwester in ihren Bund auf. Santje gibt Annas Leben wieder einen Sinn, das kleine Mädchen ist eine Kostbarkeit, die unbedingt beschützt werden muss.

Wenn für kurze Zeit die Stromversorgung funktioniert, geht Anna mit ihrem Board ins Internet, um zu bloggen. Es ist ein Schreiben gegen die verrinnende Zeit, ein Wettlauf gegen Annas Verhaftung als Bloggerin oder gegen den Hunger. Ihre Blogeinträge umfassen etwas mehr als ein Jahr; zur Handlung gehören jedoch auch Erlebnisse außerhalb dieser Handlungsebene. Im Netz lernt Anna Ben aus Hamburg kennen; eine gefährliche Beziehung, weil jede Aktivität im Netz die Aufmerksamkeit der Webpolizei auf Anna ziehen könnte. Erst spät entwickelt Anna Zweifel daran, ob Ben derjenige ist, der er zu sein vorgibt; denn seine Darstellung klingt stark nach Agenten-Legende. Weitere Schauplätze ergeben sich, ein U-Bahn-Tunnel, in dem Aufständische leben, die ländliche Umgebung der Stadt und ein Erziehungsheim der Militärregierung, in das Anna gesteckt wird.

Nana Rademacher legt mit "Wir waren hier" eine Dystopie für Jugendliche vor, in der die Liebesgeschichte nicht im Mittelpunkt steht. Wir waren hier ... haben während des Zweiten Weltkriegs Überlebende der Bombenangriffe für ihre Angehörigen an die Mauern der ausgebombten Ruinen geschrieben. Annas Geschichte übt deutlich Kritik an der Generation vorher, die nichts zur Rettung der Welt unternommen hat. Doch je näher man als Leser zu Annas Persönlichkeit vordringt, je stärker stellt sich die Frage, ob Annas Generation es besser gemacht und den Untergang der Zivilisation verhindert hätte. Wie hätte man selbst im Verteilungskampf Jeder gegen Jeden gehandelt? Neben der oberflächlichen Spannung, ob und wie Anna überleben wird, stellen sich Fragen danach, ob das eigene Überleben wichtiger ist als das der Menschen, die man liebt, und wie überhaupt eine Generation die folgende auf ein Überleben vorbereiten kann. Zweifel an der eigenen Wahrnehmung sind angebracht. Hat Anna sich den Teil der Geschichte außerhalb Berlins am Ende nur ausgedacht, nachdem sie nicht mehr ins Internet konnte?
Fazit
Annas Erlebnisse im Berlin des Jahres 2039 stellen durch die Erzählweise des Plots auch an geübte Leser ab 14 einige Anforderungen.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 23. Januar 2016

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