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Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht: Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18

Griff nach der Weltmacht: Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18

von Fritz Fischer
Verlag: Droste-Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-7700-0902-2

Preis: aktuell keine Daten vorhanden
"Griff nach der Weltmacht" - das vorliegende Buch von Fritz Fischer, revolutionierte die deutsche Geschichtswissenschaft und löste bei seinem Erscheinen im Jahre 1961 die sogenannte "Fischer-Kontroverse" aus. Es behauptet, Deutschland habe die Hauptschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Allerdings stellt Fischer klar, dass er - ähnlich wie Sebastian Haffner in seinem Werk "Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches" sich lediglich mit der Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands zwischen 1914 und 1918 beschäftigt und die Schuldfrage der anderen beteiligten Mächte nicht erörtert. Das Buch kann auch nicht ohne seinen "Nachfolger" "Krieg der Illusionen" verstanden werden, welches 1969 erstmals erschien und die deutsche Politik zwischen 1911 und 1914 herausarbeitete. Aus heutiger Sicht ist die einseitige Schuldzuweisung an Deutschland, vor allem was die zivile Reichsleitung angeht, eindeutig überholt. Hierauf hat zuletzt wohltuend Volker Ullrich in seniem Buch "Die nervöse Großmacht 1871 bis 1918" in seinen außenpolitischen Kapiteln hingewiesen.
Dennoch ist das Buch auch heute noch interessant zu lesen und zwar aus vier Gründen. Erstens belegt Fischer, dass es eindeutige deutsche "Kriegsziele" gab und Deutschland nicht unschuldig in den Krieg "hineingeschlittert" war. Diese - aus heutiger Sicht banale - Feststellung wirkte zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches im Jahre 1961 fast revolutionär. Zum zweiten gibt es heute verstärkt die Tendenz, die deutsche Mitschuld am Entstehen des Krieges zu leugnen. Dies wird besonders deutlich in dem im November 2003 im Olzog-Verlag erschienenen Buch von Gerd Schultze-Rhonhof "1939: Der Krieg, der keine Väter hatte" in dem die Schuld am Kriegsausbruch allen anderen beteiligten Mächten, nur nicht dem "unschuldigen" Deutschland, zugewiesen wird. Insofern ist die Aufklärung Fischers heute noch notwendig und wichtig. Drittens jährt sich in diesem Jahr der 90. Jahrestag des Ersten Weltkrieges. Zahlreiche Neuerscheinungen, Bücher und Filme, werden erwartet. Insofern dürfte auch Fischers Buch erneut auf Interesse stoßen. Auf die "Fischer-Kontroverse" machte auch der "Spiegel" vom 16. 02. 2004 in seiner Titelgeschichte: 1914-1945: Der (zweite) Dreißigjährige Krieg aufmerksam. Heinrich August Winkler sprach - zu recht - von der "Urkatastrophe" des Ersten Weltkrieges. Viertens weisen Politikwissenschaftler wie Richard Ned Lebow immer wieder auf die "Juli-Krise" von 1914 hin. Sie dient als Beispiel, wie eine Krise eskalieren und zum Krieg führen kann. Der Juli 1914 zeigt beispielhaft, unter welchen Umständen eine Krise eskaliert und zum Krieg führt und ist deshalb heute noch für die historische und politische Forschung ungemein wichtig.
Fazit
Ein Grund mehr, sich die Thesen Fischers zu Gemüte zu führen, auch wenn sie nicht mehr den neuesten Forschungsstand wiederspiegeln.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 23. Februar 2004

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