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Kate Ellison: Schmetterlingsjagd

Schmetterlingsjagd

von Kate Ellison
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-499-21647-3

Preis: 1,70 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. April 2024]
Das heruntergekommene Stadtviertel Clevelands, das Penelope in ihrer Freizeit erkundet, wird Neverland genannt. Hier schlüpfen Jugendliche unter, die von zu Hause abgehauen sind. Neverland wirkt wie ein dystopisches Narnia, von Architekten wie Penelopes Vater früher einmal mit den besten Vorsätzen geplant, in dem heute eigene Gesetze gelten. Für Mädchen wie Penelope ist Neverland ein gefährliches Pflaster.

Zwänge bestimmen Penelopes Leben. An schlimmen Tagen geht sie erst gar nicht zur Schule. Sie kann dann ihr Zimmer nicht verlassen, weil sie ihren Besitz ständig neu anordnen muss. Dinge vermitteln Penelope Sicherheit, darum klaut sie. Die Zahl Drei ist für das Mädchen eine perfekte Zahl. Penelopes Schritte und die Anzahl der Bus-Haltestellen auf einer Strecke müssen durch drei teilbar sein, damit sie sich sicher fühlen kann. Sonnabend ist ein perfekter Tag; denn das Wort besteht aus drei Silben. Ein Mantel mit 8 Knöpfen geht gar nicht. Auch magische Wörter helfen; dreimal aufs Hosenbein tippen und "Banane" sagen, dann wird alles gut. Neunmal gegen die Wand treten vertreibt die Monster aus Penelopes Kindheit. Eines der Monster ist das Schicksal ihres Brudera Oren, das sie in Neverland aufklären will. Penelope hat mit ihren Eltern schon in elf Städten gelebt und nirgends Wurzen schlagen können. Nur weil ihre Mutter tablettenabhängig ihre Tage im Bett verbringt und die Familie in jedem Schuljahr umgezogen ist, konnte Penelope ihre Zwangserkrankung bisher anderen gegenüber tarnen. Seit Orens Verschwinden sind die Zwänge schlimmer geworden und in der Schule fallen Penelope Ticks allmählich auf.

In Neverland leben die Vergessenen und Übersehenen. Leer stehende Häuser wirken wie geplündert. Bei Penelopes Suche nach Oren wird in Neverland auf sie geschossen. Entsetzt stellt Penelope fest, dass in der Nähe ihrer Wege durch Neverland ein Mord geschehen ist. Ein Schmetterling aus dem Besitz der Ermordeten ist fortan Penelopes magischer Besitz und ihr Antrieb, mehr über das getötete Mädchen Sapphire zu erfahren, das in einer Bar arbeitete. Auf ihren Erkundungen Neverlands lernt Penelope Flynt kennen, der im Müll nach Material für seine Kunstobjekte sucht. Flynt kennt sich im Milieu der Bars und Bordelle aus, weil er Stripperinnen zeichnet. Das Zusammensein mit Flynt und seinen alternativen Mitbewohnern wirkt befreiend auf Penelope. Mit Flynt und seinen obdachlosen Freunden fühlt sie sich nicht mehr unnormal. Flynts Warmherzigkeit tut Penelope gut, vernebelt aber auch ihre Wahrnehmung für die Gefahren in Neverland. Mit ihrer Recherche über Sapphires Tod ist Penelope ahnungslos zwischen die Fronten gerissener Geschäftsleute geraten. Ihre Zwangshandlungen lassen sie so auffällig wie einen bunten Hund wirken. Flynt findet Neverland zu gefährlich für ein Mädchen von draußen. Sollte Penelope sich nicht besser um ihre Zwangsstörung kümmern, anstatt Sapphires Tod aufzuklären?
Fazit
Penelope spielt in Neverland ein lebensgefährliches Detektivspiel, bis sie das Rätsel um ihren verschwundenen Bruder lösen kann. Ihre Suche nach Sapphires Mörder wirkt streckenweise wie ein Teil ihrer psychischen Erkrankung. Neben der spannenden Thriller-Handlung, die Muster und Strukturen aufdeckt, steht Penelopes Verhaltensauffälligkeit im Mittelpunkt des Buches. Beunruhigend, dass bisher nur ihr Mathelehrer auf das zwanghafte Tippen und Zählen reagierte. Ohne Hoffnung auf eine Therapie für Penelope ist ihr Zählzwang für die Leser des Buches anstrengend. Warum Penelope bis zum Ende des Buches ihre Erkrankung verbergen kann, schildert Kate Ellison sehr glaubwürdig. Die beeindruckende Darstellung der Zwangsstörung und die wie eine geheime Botschaft wirkenden märchenhaften Illustrationen fügen sich zu einem außergewöhnlichen Jugendroman.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 01. Oktober 2012

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