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Daniel Domscheit-Berg: Inside Wikileaks

Inside Wikileaks

von Daniel Domscheit-Berg
Verlag: Econ Ullstein List Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-430-20121-6

Preis: 4,04 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Eine Ent-Täuschung

Daniel Domscheit-Berg ist enttäuscht. Vor allem und in erster Linie von Julian Assange, mit dem er zu Zeiten eng befreundet war und dessen Enthüllungsplattform WikiLeaks er mit Leidenschaft und Eifer mit bearbeitet hat. Das ist eine wichtige Information zu Beginn, denn selbstverständlich beeinflusst diese innere Enttäuschung in vielfacher Hinsicht den Duktus und die Atmosphäre des Buches.

Dennoch aber legt Daniel Domscheit-Berg einen hochinteressanten und detailreichen Einblick in die Welt hinter der Internetseite vor, der vieles der selbsternannten, modernen Robin Hood Haltung im Blick auf verdeckte Informationen durchaus entmythisiert und die handelnden Personen, allen voran Assange, intensiv beleuchten. Diese Passagen sind aber mit der gebotenen Vorsicht zu genießen im Wissen um die zerbrochene Freundschaft der beiden. Interessant ist das Buch auch in Hinsicht der Erläuterungen Daniel Domscheid-Bergs zu seiner eigenen Haltung völliger Transparenz von Informationen.
Hier spürt man die tiefe Überzeugung und Leidenschaft, die den jungen Daniel damals zu WikiLeaks brachte, in der seine fast Verehrung von Assange begründet liegt und die ihn auch zur weiteren Arbeit nun mit neuen Projekten motiviert (openleaks.org).
Dies sind, hinter den vordergründigen Enthüllungen und der spürbaren Enttäuschung Assange gegenüber die eigentlich starken Momente des Buches. Momente, in denen verständlich und einsichtig wird, was zumindest Domscheid Berg antreibt und welches überzeugte (und überzeugende) Wertgefüge hinter der Arbeit von WikiLeaks auch zu finden war.

Nichts weniger als der Versuch, eine bessere Welt zu schaffen hatte Domscheid-Berg mit Julian Assange zusammengebracht, einer transparenten Welt, in der eben nicht wenige Mächtige die Entscheidungen sich anmaßen, welche und wie viel Informationen "die Welt da draußen verträgt". Höchst erfolgreich hat WikiLeaks hier in den letzten Jahren Lücken in den Deckmantel geschlagen und, wie bekannt, vielfach hochbrisante und erschreckende Informationen veröffentlicht.

Immer mit dem Ziel, wie zu Zeiten der Entwicklung des Zugangsbeschränkungsgesetztes auch im Kontakt mit Ursula von der Leyen, den laufenden Prozess mit zu gestalten und nicht im nachhinein ständig Kritik zu üben. Hier gibt das Buch im Übrigen häufig sehr detailliert Auskunft über den Weg der Informationserlangung und der Informationsverwertung. Ebenso interessant zu lesen ist, dass WikiLeaks scheinbar auch in seiner "großen" Zeit im Kern nur aus zwei Personen Bestand, Assange und Domscheid Berg. Dies hatte gerade Assange öffentlich mehrfach ganz anders dargestellt. In der Arbeitsweise und Zielrichtung von WikiLeaks spielt dies aber letztendlich keine große Rolle, wie viele am Projekt federführend beteiligt waren. Wohl aber im Rahmen de Prüfung der Echtheit jeden Materials. Das die Echtheit zugespielten Materials nur aufgrund einer Prüfung durch Assange und Domscheit-Berg dann freigegeben wurde ist ein Vorgehen mit samt der damit einhergehenden Täuschung der Öffentlichkeit, dass nicht nur Domscheit-Berg nach eigener Aussage belastete. Gerade in Bezug auf das Projekt Wikileaks, dass sich ab 2009 auf die Fahnen geschrieben hatte, mit allen technisch möglichen Mitteln gegen jede Form der Internetzensur und, erweiternd, gegen jede Form von "geheimen" Informationen im Sinne des öffentlichen Interesses vorzugehen. Dazu braucht es eine größere Schar an Mitwirkenden, Rechercheuren und belastbarere Prüfungen sensiblen Materials, als dass es die beiden Betreiber zu Zeiten gewährleisten konnten. Und eine eigene Transparenz, um glaubwürdig zu sein und zu bleiben.

Die Reaktionen der anderen Seiten, allen voran der amerikanischen Justiz, WikiLeaks und seine Betreiber aus dem Spiel zu nehmen sind ebenfalls Thema des Buches, ebenso wie eine ausführliche Darstellung der zunehmenden Distanz des Autors zu Julian Assange.
Fazit
Daniel Domscheit-Berg hat ein höchst persönlich gefärbtes Buch geschrieben, das in dieser persönlichen Färbung seine Stärken und Schwächen zugleich findet. Vieles muss vom Leser sorgfältig darauf bedacht werden, dass hier nur eine Seite der Geschichte zu hören ist und diese durchaus sich auch aus verletzten Gefühlen speist. Zum andern aber liest sich Buch hochspannend als ein kenntnisreicher Bericht aus der Welt hinter den Kulissen eines Projektes, dass mehrfach für weltweites Aufsehen sorgte. Allemal ein gute Grund für eine intensive Beschäftigung mit dem Buch.
7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne7 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 18. März 2011

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