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Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp: Die griechische Welt. Erinnerungsorte der Antike

Die griechische Welt. Erinnerungsorte der Antike

von Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-60496-6

Preis: 15,61 Euro bei Amazon.de [Stand: 28. März 2024]
Eine Geschichte der antiken griechischen Welt in Form einer Sammlung von Einzelbeiträgen zu geschichtlichen "Erinnerungsorten" zu schreiben, ist durchaus innovativ und interessant zugleich. Der vorliegende von Elke Stein-Hölkeskamp und Karl-Joachim Hölkeskamp herausgegebene Sammelband vereint über 30 Beiträge von anerkannten und namhaften Fachwissenschaftlern. Es bildet zugleich den zweiten Band einer Darstellung der antiken Welt in dieser Form (der erste Band zur römischen Welt erschien bereits 2006).

Die thematisch sehr verschiedenen Beiträge gliedern sich in sechs größere Abschnitte: Von "Schauplätzen" wie Knossos, Olympia, Marathon und Alexandria zu Elemente der Memoria (also der Erinnerungskultur, darunter der Pergamonaltar), weiter über Mythen, Feste und Rituale (so Stadtgründungen und Olympiaden), bis hin zu zentralen Texten (so die Geschichtsschreibung Herodots und des Tukydides bis zu Platon und Aristoteles), Konzepte und Ideen (wie die Demokratie) und schließlich der Rezeption der griechischen Geschichte in der Neuzeit anhand ausgewählter Beispiele (besonders interessant ist die Wahl Grotes, wenig überraschend die Jakob Burckhardts).

Der Band bietet dem Leser keine geschlossene und ausführliche Gesamtdarstellung der antiken griechischen Welt und hat auch nicht dieses Ziel. Vielmehr wird ein Panorama dieser Zeit entworfen, in dem sich die Beiträge wie Mosaikstücke zusammenfügen. Freilich bestehen bei dieser Art der Darstellung, die bewusst Schwerpunkte setzt, erhebliche Lücken (die Zeit des Hellenismus hätte m. E. auch stärker berücksichtigt werden können), die aber hierbei unvermeidbar sind. Die Darstellung des jeweiligen Erinnerungsortes orientiert sich aber meistens gekonnt daran, was der jeweilige Aspekt für den modernen Menschen bedeutet bzw. bedeuten kann; ob man die Bewertung im Einzelfall teilt, ist eine andere Sache, doch regen die Beiträge diesbezüglich durchaus zum Nachdenken an. Eine Einzelkritik kann kaum erfolgen, ohne den Rahmen einer Besprechung zu sprengen, aber es sei doch hervorgehoben, dass das Niveau der Beiträge insgesamt recht ansprechend ist und zumeist die moderne Forschung gut nachvollziehbar reflektiert. Thematisch mag man manches vermissen (persönlich hätte ich gerne die Darstellung der Kontakte mit dem Orient stärker forciert gesehen), was aber den guten Gesamteindruck nicht schmälert. Ich gebe aber zu, dass mir persönlich der erwähnte Band zur römischen Welt etwas mehr zugesagt hat.
Fazit
Der Band stellt einen erfrischend unkonventionellen Zugang zur griechischen Antike dar, den sich kein interessierter Leser entgehen lassen sollte - sofern er keine geschlossene Gesamtdarstellung erwartet, denn in diesem Fall würde er eher enttäuscht. Dem Leser sollte auch bewusst sein, dass gewisse Vorkenntnisse für die Lektüre durchaus hilfreich sind, aber auch der interessierte Laie sollte einen Blick in den opulenten Band werfen, der eine andere, neue Betrachtung auf die griechische Welt der Antike gestattet als übliche einführende Überblicksdarstellungen.
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Vorgeschlagen von B. Kiemerer [Profil]
veröffentlicht am 06. Oktober 2010

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