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Roger Martin du Gard: Die Thibaults

Die Thibaults

von Roger Martin du Gard
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-423-13155-1

Preis: 8,06 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Für dieses Epos, so kann man ihn ruhig nennen, erhielt du Gard den Nobelpreis.
In der mir hier vorliegenden Version fehlen die letzten 2 Kapitel (Sommer 1914 und Epilog), die erst später erschienen sind. Wieso der dtv-Verlag diese letzten Kapitel ebenfalls herausgebracht hat, ob zusammen mit dem Rest oder separat, da sie allein schon über 1000 Seiten Umfang haben, ist mir ein Rätsel.

"Die Thibaults" besteht aus 6 Kapiteln. Es ist die Geschichte von einem erfolgreichen mächtigen Vater und seinen zwei grundverschiedenen Söhnen. Es ist auch die Darstellung des Zusammenpralls der Religion mit der Wissenschaft und des veralteten Denkens mit der Neuzeit.
Oscar Thibaults ist erfolgreich und erzkatholisch, seine Söhne wurden auch so erzogen, er verfechtet alte Grundsätze, hasst die Protestanten und ist sonst überhaupt gegen jegliches freie Denken.
Antoine Thibault ist Wissenschaftler und erfolgreicher Jungmediziner, trotz seiner klar gegensätzlichen Einstellung zum Leben, Religion und Wissenschaft, eckt er weniger mit seinem Vater an, als sein um fast 10 Jahre jüngerer Bruder Jacques.
Jacques ist emotional, ungezügelt, ziellos. Er will sich dem Leben, das sein Vater für ihn vorgesehen hat, nicht fügen, auch ein Jahr in einer Anstalt kann ihn nicht bändigen. Er ist Poet und Romantiker, in einem ständigen Kampf mit sich und seiner unsteten Art.
Diese drei Männern können sich nie wirklich annähern, es steht immer was zwischen ihnen. Die normalen familiären Zuneigungen herrschen kaum oder gar nicht.
Oscar Thibault befindet sich in einem steten Clinche mit seinem Jüngsten, weil er dessen Antriebslosigkeit und tiefe Freundschaft zu einem protestantischen Jungen aufs Tiefste verurteilt. Er kann ihn nicht verstehen, er versteht die jungen Menschen im Allgemeinen nicht, nicht was sie empfinden und was ihre Ziele sind. Er hat sich nie um die Belange seiner Familie geschert, solange es so funktionierte, wie er es sich vorstellte. Er wollte immer was zum vorzeigen, so wie er sich gerne aller Welt als Gönner und gottesfürchtigen Mann präsentierte, wollte er, dass der Name Thibault in Erinnerung behalten wurde. Er tat viel, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Wenn er etwas nicht mochte, dann den Tod und die damit verbundene Vergessenheit. Er wollte als Oscar Thibault, den Gutmenschen und Helfer jedem ein Begriff sein. Während er das für die Öffentlichkeit war, konnte er das bei seinen Kindern nie durchsetzen.
Du Gards Familienepos ist bis ins Detail durchdacht. Mich hat die Figur Jacques von Anfang an fasziniert. Ein Junge hin und her gerissen zwischen seiner inneren Unruhe und den weltlichen Pflichten. Er will frei sein und ist es doch nie. Nie ist er zufrieden und immer zutiefst betrübt, die seltenen Momente in denen Jacques fröhlich ist, werden kurzerhand durch sein ständiges in Frage stellen vernichtet. Er kann keine Beziehung aufbauen, ohne sich nicht Hals über Kopf und mit all seinen Sinnen in sie zu werfen, er kann keinen Abstand waren und ist überall mit Herz dabei. Es bewegt ihn alles und doch findet er nichts, worin er sein Glück sieht.
Antoine hingegen ist ein selbstbewusster Arzt, überzeugt von seinen Fähigkeiten und beseelt von den guten Taten, die er vollbringt. Doch auch bei ihm ist alles nur halb perfekt. Im Beruflichen kann er sich etablieren aber im Privaten will sich nicht das einkehren, was er für sich erhofft, Liebe und Anerkennung. Er versucht sich als Retter und Beschützer seines kleinen Bruders, scheitert aber an dieser Aufgabe.
Fazit
Sehr spannend aber auch sehr anstrengend zu lesen. Eine faszinierendes analytisches Porträts dreier grundverschiedener Persönlichkeiten. Bin gespannt auf die letzten zwei Bomben-Kapitel.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra [Profil]
veröffentlicht am 27. Juni 2009

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