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Joe Abercrombie: Königsklingen

Königsklingen

von Joe Abercrombie
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Fantasy
ISBN-13 978-3-453-53252-6

Preis: 18,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Um es gleich zu Beginn zu sagen: Kaufen Sie dieses Buch. Egal, ob Sie sich für Fantasy interessieren oder nur ganz allgemein eine packende, wenngleich teils recht düstere Handlung mögen: geben Sie Abercrombie eine Chance - und wenn Sie es nur in der Bücherei anlesen.

Man mag es immer wieder sagen: Fantasyleser haben es nicht ganz leicht, weil das allgemeine Publikum sie gerne mit Vorurteilen von Elfen, Drachen und bösen Zauberern konfrontiert. Dieselben Leute gehen freilich dann in den nächsten Harry-Potter Film, weil das ja ganz anders sei... Ihnen entgeht aber eine kleine, aber doch bemerkenswerte Revolution im Fantasy Genre. Autoren wie Steven Erikson, George R. R. Martin oder R. Scott Bakker, um nur einige bekanntere Namen zu nennen, haben das Genre gewaltig durchgeschüttelt. Der Trend zu durchdachten, komplexen Handlungen, gebrochenen oder "grauen" Charakteren, die nicht dem üblichen Gut-Böse Muster entsprechen, und zu einem frischeren Stil hat das Fantasy Genre in den letzten 10 Jahren ziemlich verändert - zum Besseren, wie man eindeutig sagen muss. Dass etwa der neue Fantasyroman von Patrick Rothfuss es in die Top Ten der NY-Times Bestseller geschafft hat (wie auch schon etwa Martin vor ihm), ist auch diesem Umstand zu verdanken.

Den Namen Joe Abercrombie wird man zukünftig sicherlich zu den neuen Spitzenautoren im Fantasybereich zählen müssen. Nachdem schon der erste Teil der "First Law" Trilogie, Kriegsklingen, durchaus überzeugen konnte, steigert sich Abercrombie mit dem vorliegenden letzten Teil beachtlich und legt einen der besten Fantasyroman der letzten Jahre vor.

Zur Handlung sei nicht allzu viel verraten: Der Magier Bayaz, der Barbar Logen und der so von sich eingenommene, aber recht unfähige Hauptmann Jezal dan Luthar sind von ihrer langen und beschwerlichen Reise aus dem alten Kaiserreich zurückgekehrt. Bayaz hat sein Ziel, ein magisches Artefakt zu gewinnen, welches ihm im Kampf gegen seinen alten Feind Khalul helfen könnte, nicht erreicht. Der Leser hat aber im Laufe des zweiten Romans, "Feuerklingen", erfahren, dass die Feindschaft der beiden Magier bis in eine Zeit zurückreicht, in der faktisch magische Halbgötter auf Erden wandelten und Bayaz und Khalul die Schüler eines von diesen Wesen, Juvens, waren. Ein schrecklicher Verrat führte zum Tod Juvens' und zum Bruch. Bayaz gibt alle Schuld Khalul, während dieser Bayaz als den wahren Schuldigen betrachtet. Während Bayaz im Laufe der Jahrhunderte im Norden das Königreich der Union faktisch schmiedete, spielte auf dem Kontinent Kanta Khalul die Rolle eines Propheten, der im Hintergrund die Fäden zog und nun den Imperator von Gurkhal praktisch beherrscht.

Nun ist es zum Krieg zwischen der Union und Gurkhal gekommen. In der Union, die im Norden noch immer durch den Barbaren Bethod und im Inneren von Aufständen bedroht wird, erwartet man die Invasion. Doch man hat auch von der Reise Jezals in das alte Kaiserreich erfahren. In der Hauptstadt Adua wird er wie ein Held gefeiert, obwohl er sich langsam seiner charakterlichen Schwächen bewusst geworden ist. In Adua lebt nach wie vor auch Ardee, die erste wirkliche Liebe Jezals, der sie aber schließlich verstößt. Denn Jezal wird völlig unerwartet die Krone angeboten, nachdem der alte König gestorben ist und keiner seiner Söhne überlebt hat. Bayaz erklärt nun, dass Jezal ein uneheliches Kind des Königs ist. Durch geschickte Manipulation hievt er Jezal auf den Thron - nur um ihm dann klar zu machen, wer wirklich die Macht in der Union hat.

Währenddessen ist der Inquisitor Sand dan Glokta mit eigenen Problemen beschäftigt. Er, einst der gefeierte und hochdekorierte Offizier, ist inzwischen nur noch ein Schatten dieser früheren Tage. Die Jahre der Folterung durch die Gurkhisen haben ihn zu einem Krüppel, aber auch zu einem Spezialisten in Sachen Folter gemacht. Der wachsame, intelligente, aber auch innerlich verbitterte Inquisitor ist auf eine gefährliche Geschichte gestoßen, die ihn unter Umständen den Kopf kosten kann, sollte es ihm nicht gelingen, seinem Vorgesetzten einen Schritt voraus zu sein. Im Norden dauert der Kampf der Union mit den Nordmännern an, doch gelingt es schließlich, Bethod zu besiegen und die Unionstruppen eilen nach Süden, um die Hauptstadt Adua zu entsetzen.

Als es schließlich zur Belagerung durch die Gurkhisen kommt, führen alle Handlungsstränge wieder zusammen. Und dem Leser werden die wahren Absichten von Bayaz auf katastrophale Weise vor Augen geführt.
Fazit
Kein Zweifel: Abercrombie bietet dem Leser sehr interessante und teils sehr humorvolle Charaktere (wie bei meinem Lieblingscharakter Glokta, wenn man schwarzen Humor zu schätzen weiß) sowie eine intelligente, absolut packende Handlung. Das Ende ist allerdings Geschmackssache. Ich für meinen Teil fand es sehr erfrischend, dass es durchaus eher düster gefärbt war, denn dies passt zu der Grundbotschaft von Abercrombie, dass Macht korrumpierend wirken kann und Menschen mit ihrer Meinung nach guten Absichten nicht unbedingt Gutes tun.

Störend fallen fehlende Karten und ein Glossar auf - Erikson, Martin und Bakker machen hier einiges in Bezug auf Worldbuilding vor. Ärgerlich ist meines Erachtens der unpassende deutsche Titel (wie der anderen Titel auch, Abercrombie hat sich auf seiner Website dazu bereits schon einmal geäußert). Der Originaltitel "Last Argument of Kings" (in lateinischer Entsprechung auf den Kanonen Ludwigs XIV. zu finden) ist sehr viel passender. Dennoch: ein absoluter Leckerbissen, den sich nicht nur Fantasyleser gönnen sollten.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von B. Kiemerer [Profil]
veröffentlicht am 30. September 2008

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