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Britta Hellmann: Torrabaans Auge

Torrabaans Auge

von Britta Hellmann
Verlag: Residenz Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Kinderbuch
ISBN-13 978-3-7017-2036-1

Preis: 10,34 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. April 2024]
Alfons und Moritz haben eine geheime Botschaft erhalten. Der eine hat die gläserne Kugel gefunden, der andere den Zettel mit dem Text. Alfons lebte bisher unter dem Zwang, sich möglichst unauffällig zu verhalten, um nicht den Zorn seines gewalttätigen Vaters auf sich zu ziehen. Alfons war stets darauf bedacht, nach außen den Schein einer normalen Familie zu wahren; denn niemand sollte von seiner schwieriger Situation wissen. Malwine, der der kleine Lebensmittelladen gehört, kennt Alfons Probleme, bezahlt ihn für kleine Hilfstätigkeiten im Laden - und sie tratscht nicht. Moritz ist dick, unsportlich und kurzsichtig. Die Schule ist für ihn jeden Tag von neuem ein Spießrutenlaufen; "dicker Maulwurf" noch eine der harmloseren Bemerkungen, die Moritz hinterher gerufen werden. Moritz kann sehr phantasievoll sein und sich beim Lesen so in ferne Welten versenken, dass ihm die Rückkehr in die Realität schwer fällt.

Alfons und Moritz hatten sich bisher abwartend beäugt. Dass jeder von ihnen einen Teil einer geheimen Botschaft erhalten hat, kann kein Zufall sein. Sie wurden auserwählt, sieben Schlüssel zu finden, um einen Kristall mit Energie zu versorgen, der das Tor zwischen unserer Welt und Torrabaans Welt öffnen kann. Die Buben packen die Rucksäcke und starten zu ihrer geheimnisvollen Mission. Aus Alfons wird Fons, aus Moritz Motz. Torrabaans Auge, die Glaskugel, leitet die beiden aus der Stadt hinaus in den Wald, bis der Weg an einer Felswand nicht mehr weiter geht. Aus einem alten Schuh taucht ein Myrf auf, ein schratiges Wesen mit sehr eigener Ausdrucksweise, das den Buben weiter hilft. Außer Myrf treffen die beiden Jungen auf das eine oder andere Zottelwesen, auf sprechende Baumwurzeln, Gnome, die auf dem Wasser laufen können, und auf einen weißen Wolf. Die Welt hinter Tamor, dem Tor, wirkt so merkwürdig, dass Motz sich fragt, ob die beiden tatsächlich in einer anderen Welt gelandet sind, oder ob alles ein schräger Traum ist, weil ihnen jemand Drogen in die Cola getan hat. Unerwartete Unterstützung erhält das Zweierteam durch die bemerkenswerten Fähigkeiten der 5-jährige Tessi. Nachdem Tessi aus unserer Welt hinter das Tor gelockt worden war, schloss sich das Tor und die Kleine konnte nicht mehr zurück. Tessi kennt sich aus, sie weiß was man essen kann und sie verhält sich in mancher Situation diplomatischer als Motz und Fons. Doch ehe die Kinder ihre Aufgabe hinter dem Tor erfüllen können, taucht Tharator auf, Torrabaans Bruder und Widersacher. Er will die Kinder wie Schachfiguren für seine Zwecke einsetzen und versucht, Motz und Fons durch Drohung und Schmeichelei auseinander zu bringen. Das Geheimnis der sieben Schlüssel deckt Britta Hellmann in einem überraschend furiosen Finale auf.

Alfons und Moritz verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft. Ihr anstrengendes Abenteuer überstehen die ungleichen Freunde, ohne je den Humor zu verlieren. Besonders für den untrainierten Moritz ist die Suche nach den sieben Schlüsseln eine Herausforderung. Die Charakterisierung des übergewichtigen Moritz finde ich überzeichnet; er ist etwas zu unselbständig, zu unpraktisch, zu verwöhnt. "Ich bin einer, der viel liest, weil er keine Freunde hat und keiner mit ihm spielen will. Und wer viel liest, weiß... eine ganze Menge". Dass die Autorin Moritz Lesen als Frust-Tätigkeit beschreibt, wird Müttern, Lehrerinnen und Bibliothekaren nicht gefallen. Im Playstation-Zeitalter wirkt diese Begründung wenig realistisch und will nicht so recht zu Moritz Fähigkeit passen, völlig in einem Buch zu versinken. Die explizite Schilderung von Moritz Defiziten stellt ihn auf Kosten von Alfons zu stark in den Mittelpunkt. Der Spannungsbogen der phantastischen Abenteuergeschichte fällt nicht sehr kräftig aus. Der innere Antrieb der Buben, ihre Aufgabe zu erfüllen, scheint schwach ausgeprägt zu sein. Man erhält den Eindruck, dass sie sich von den Ereignissen treiben lassen. Fons stellt nüchtern fest: "Wir haben schon so einiges erlebt, aber geleistet haben wir bis jetzt gar nichts, wir haben nichts und niemanden gerettet, nichts geändert und niemanden getroffen, der in Not ist und dringend unsere Hilfe braucht."In ihren Beschreibungen greift die Autorin leicht einmal in die Eimer mit der schwarzen oder oder der weißen Farbe. Obwohl ich einige Details des Buches kritisch sehe, zeichnet es sich im Ganzen für meinen Geschmack besonders durch sein Szenario, seine Figuren und deren Sprache aus.
Fazit
Britta Hellmann hat für ihre fesselnde Geschichte eine phantastische Welt voller exzentrischer Waldbewohner geschaffen, die jeder eine eigene Stimme und Sprache haben. Die mitreißenden Dialoge des Buchs quellen über von unbändigem Wortwitz und verrückten Anspielungen. "Torrabaans Auge" vorzulesen, ist ein besonderes Vergnügen, bei dem sich die Zunge des Vorlesers leicht zwischen all den Stabreimen verhaken kann.
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 03. April 2008

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