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Carlo Ross: Im Vorhof der Hölle

Im Vorhof der Hölle

von Carlo Ross (Biografie)
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Jugendroman
ISBN-13 978-3-423-78055-1

Preis: 3,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 24. April 2024]
Der 14-jährige David Ross wird 1942 allein nach Theresienstadt deportiert. Er stammt ursprünglich aus dem Rheinland und hatte zuvor mit seiner Mutter im Ghetto von Riga gelebt. Die ehemalige Garnisonsstadt Theresienstadt, heute Terezin, wurde während des Nationalsozialismus offiziell als jüdisches Ghetto bezeichnet, tatsächlich war sie als Sammel- und Durchgangslager zum späteren Transport in Konzentrationslager für Juden aus Böhmen und Mähren geplant. Der Ort sollte äußerlich den Eindruck einer normalen Stadt machen. Wie alle anderen arbeitsfähigen Bewohner arbeitet auch David, zunächst für einen Arzt, den er auf dem Transport kennen lernte, später wird er für die Kaserne der SS-Mannschaft eingeteilt. Schon bald erkennt David, in welchem Ausmaß die durch Hunger und Krankheiten geschwächten Bewohner der Willkür ihrer Bewacher ausgesetzt sind. David betreut in seiner Freizeit hochbetagte Kriegsteilnehmer des ersten Weltkriegs, denen man Heimverträge als Altersversorgung verkauft hatte und die nun in ungeheizten Dachböden zusammengepfercht sind. Durch seine Freundschaft zu Vera, die in Theresienstadt jüngere Kinder betreut, lernt David die Lebensbedingungen der 15 000 internierten Kinder kennen. Bei seiner Arbeit in der SS-Kaserne erfährt David manches Mal frühzeitig von geplanten Transporten und kann unter Lebensgefahr einzelne Menschen vor der Dportation in ein Konzentrationslager retten.

David ist ein hilfsbereiter Typ, der sofort zupackt, wenn Alte oder Kinder Hilfe benötigen. Durch seine zahlreichen Kontakte erfährt er, wie die Einwohner Theresienstadts leben, die zu jung oder zu alt zum Arbeiten sind. Sehr anschaulich erleben die Leser aus Davids Sicht den Besuch einer internationalen Rotkreuz-Kommission, die das Lager besucht und deren Migliedern von den SS-Bewachern ein normales Leben in einer jüdischen Mustersiedlung vorgegaukelt wird. Dass die Transporte tausender arbeitsfähiger Männer zu angeblichen Arbeitseinsätzen direkt im Vernichtungslager enden, ahnen damals nur wenige Bewohner Theresienstadts. David und Vera erleben schließlich die Befreiung des Ghettos durch russsische Truppen und die persönliche Chance eines Neuanfangs.

"Im Vorhof der Hölle" ist der unabhängig zu lesende Folgeband zu Ross "... aber Steine reden nicht".
Fazit
Carlo Ross stellt in seinen Kindheitserinnerungen die Figur des David als über sein Alter hinaus reif, selbstlos und ohne Schwächen dar. Durch die Kunstfigur David bekommen Ross’ Leser Zugang zu den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten des Ghettos Theresienstadt, den Kriegsveteranen, den Kindern und auch zur kleinen Gruppe dänischer Juden. Sehr schlüssig stellt Ross dar, wie es den Nationalsozialisten gelang, die Weltöffentlichkeit so lange über die Vernichtung der Juden zu täuschen. Ross erweckt in seinem Jugendbuch die Ereignisse in den historischen Mauern Terezins wieder zum Leben und setzt den dort Internierten ein würdiges Denkmal.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 21. Juni 2007

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