Logo buchtips.net
Frederick Forsyth: Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

von Frederick Forsyth
Verlag: Piper Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-492-23129-9

Preis: 2,28 Euro bei Amazon.de [Stand: 27. März 2024]
Der Piper-Verlag hat im Jahre 2002 den Thriller "Des Teufels Alternative" von Frederick Forsyth aus dem Jahre 1979 neu aufgelegt. Dies ist ein besonderer Hochgenuss für alle Fans dieses Autors. Nach meiner festen Überzeugung ist dieses der beste Thriller Forsyths überhaupt und gehört sicherlich zu den Spitzentiteln dieses Genres. Es ist - zugegebermaßen - mein persönlicher Lieblingsthriller.
Im Sommer 1982 steht die damalige Sowjetunion vor einer schweren Missernte. Die Falken im Kreml um Chefideologe Wischnajew fordern die Invasion Westeuropas, um an deren Weizenvorräte zu gelangen. Sie wollen damit die eigene Bevölkerung ernähren. Die Gefahr eines Atomkrieges sehen sie nicht: die USA würden, um diesen zu vermeiden, letztlich zurückweichen. Die "Realisten" um Staats- und Parteichef Rudin wissen dagegen, dass diese Vorgehensweise unweigerlich zum Konflikt mit der NATO und den USA führen und einen atomaren Krieg einschließlich der Vernichtung der Menschheit wahrscheinlich werden lässt. Sie wollen in dieser Situation mit den USA verhandeln, um durch Zugeständnisse bei der Abrüstung neue Weizenlieferungen zu erhalten. Damit soll die hungernde Bevölkerung ernährt werden. Die Mehrheitsverhältnisse im Politbüro, dem Führungsgremium der UdSSR, sind jedoch äußerst knapp: die "Tauben" verfügen lediglich über eine Stimme Mehrheit. Zu dieser moderaten Fraktion gehört der Vorsitzende des KGB, der jedoch einem Attentat ukrainischer Terroristen zum Opfer fällt. Diese entkommen nach Deutschland, werden dort wegen anderer Vergehen verhaftet und kommen in ein West-Berliner Gefängnis. Die Terrorgruppe ist damit jedoch nicht zerschlagen; die Drahtzieher der Verschwörung sind nach wie vor im westeuropäischen Ausland untergetaucht. Die Ereignisse um den Tod des KGB-Chefs hält Rudin jedoch selbst vor der eigenen Parteiführung und der Mehrheit des Politbüros geheim. Die Terroristen wollen jedoch die Ermordung des Geheimdienstchefs publik machen, um so der verhassten Diktatur einen irreparablen Gesichtsverlust zuzufügen. Sie schmieden daher einen furchtbaren Plan: die Verbrecher kapern in der Nordsee einen Tanker und drohen mit der größten Umweltkatastrophe aller Zeiten, einer unvorstellbaren Ölpest. Ihre Bedingung: die nach Deutschland entkommenen Mörder des KGB-Chefs sollen nach Israel geflogen werden und dort vor die Presse treten, um ihre Tat zu verkünden. Dies kann Rudin nicht zulassen: er fordert von den westlichen Regierungen, diese sollten den Forderungen der Terroristen nicht nachgeben, sonst würden alle Abrüstungsverträge und die bisher erreichte politische Entspannung aufs Eis gelegt. Der Westen, der die Motive des Kremlchefs nicht versteht, steht vor einer furchtbaren Entscheidung: Ölpest in der Nordsee oder Konfrontation mit dem Kreml. Gibt es einen Ausweg aus "Des Teufels Alternative?"
Dieser Politthriller hat mir ausnehmend gut gefallen. Er bietet eine realistische Schilderung der Gefahren, die durch machtgierige Politiker und Terroristen drohen kann. Die Handlung bezieht sich zwar auf die UdSSR in den siebziger Jahren. Die furchtbaren Ereignisse des 11. September haben die terroristische Bedrohung jedoch wieder ins weltpolitische Blickfeld gerückt und somit auch diesem "Klassiker" erneute beklemmende Aktualität verliehen. Natürlich hat dieser Thriller ein klares Feindbild: die Kommunisten. Der Autor ist ein politisch Konservativer. Aber zum Thriller gehört nun einmal die Spannung und das "Feindbild": hier die "Guten", dort die "Bösen". Im Thriller (to thrill) herrscht in der Regel starker Dualismus vor. Der Leser soll sich mit den idealistisch gezeichneten "Guten" identifizieren. Differenzierung ist nicht die Stärke dieses Genres und auch nicht die von Forsyth. Aber das Buch ist ausgesprochen spannend und im übrigen auch sehr gut recherchiert. Der Wissensstand basiert naturgemäss auf den Erkenntnissen von 1979. Heute weiss man, daß im sowjetischen Politbüro selten scharf debattiert wurde. In der Regel wurde versucht, Konflikte im voraus zu "lösen" und zu einstimmigen Entscheidungen zu kommen. Dies war Ende der 1970-ger Jahre jedoch noch nicht bekannt. Kennzeichen dieses Buches ist im übrigen seine genaue Authentizität. Die handelnden Politiker der wichtigsten Länder am Ende der 1970-ger Jahre kommen - unter anderen Namen - vor, sind aber - vor allem fuer die älteren Leser - erkennbar. Politiker wie der damlige US-Präsident Jimmy Carter, sein Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski, US-Außenminister Cyrus Vance, die britische Premierministerin Margaret Thatcher, der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Breschnjew und sein damaliger Chefideologe Michail Suslow (er ist der Wischnajew im Roman) spielen alle eine wichtige Rolle. Dieser Kunstgriff verstärkt das oben erwähnte Gefühl von Authentizität und Realität. Gerade heute - nach dem Zerfall der UdSSR - ist das Buch erneut lesenswert, da ja die damalige Prognose des Terroristenchefs - die UdSSR werde sich auflösen - inzwischen ja eingetreten ist. Und wie gefährlich terroristische Aktionen sind, die - nicht nur im Thriller - die Welt an den Rand eines Abgrunds bringen können, haben die Ereignisse um den 11. September 2001 erneut gezeigt.
Fazit
Daher meine Empfehlung: diesen unvermittelt aktuell gewordenen gut recherchierten Thriller unbedingt lesen!!!
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
Weitere Rezensionen zu Büchern von Frederick Forsyth:
Das schwarze Manifest
Der Afghane
Der Rächer (Thriller)
Der Schakal

weitere Rezension zu diesem Buch schreiben
Rezension als PDF-Datei speichern
Direkt verlinken: https://www.buchtips.net/rez200.htm

Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 12. Januar 2003

Buchtips.net 2002 - 2024  |  Kontakt  |  Impressum |  Datenschutzerklärung