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Natsuo Kirino: Die Umarmung des Todes

Die Umarmung des Todes

von Natsuo Kirino (Biografie)
Verlag: Goldmann Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Krimi
ISBN-13 978-3-442-30917-7

Preis: 5,62 Euro bei Amazon.de [Stand: 18. April 2024]
Masako, Yoshië, Kuniko und Yayoi treffen sich wie immer zur Nachtschicht in einer Fabrik für Fertig-Lunchpakete am Rande Tokios. Yayoi ist in Gedanken völlig abwesend und bringt die Routine der Fließband-Arbeit durcheinander. Sie hat erfahren, dass ihr Mann die gesamten Ersparnisse der Familie verspielt hat, und ihn im Affekt umgebracht.
Kollegin Masako hilft ihr bei der Beseitigung der Leiche. Es lässt sich nicht vermeiden, dass auch Yoshië und Kuniko davon erfahren. Weder das dichtbesiedelte Japan noch eine Gruppe von vier Personen sind besonders geeignet, etwas zu verheimlichen und so nimmt ein Sog von absurden und makabren Ereignissen seinen Lauf - "als hätten sie ein grässliches Ungeheuer geweckt".
Die anstrengende Nachtschicht ist nur das geringste Problem im Leben der vier Frauen: Yayoi hat zwei kleine Kinder zu versorgen, während ihr Mann in Spielsalons zockt und eine chinesische Prostituierte anhimmelt. Masako hätte gern Karriere in ihrer Bank gemacht, doch sie wurde von männlichen Kollegen aus der Firma gemobbt. Mann und Sohn gehen eigene Wege, die Familienmitglieder sprechen kaum noch miteinander. Die verwitwete Yoshië pflegt allein ihre bettlägerige Schwiegermutter und sorgt sich um Tochter Miki, die für einen Teenager einen eigenartigen Lebenswandel führt. Dass Yayoi in der Fabrik die "Meisterin", genannt wird, weil sie am meistens schafft, ist ihr einziger Stolz. Kuniko hat nichts als Konsum, Klamotten und Luxus im Kopf, sie lebt ständig über ihre Verhältnisse und steht bei einem dubiosen Kredithai in der Kreide. Zu allem Überfluss treibt auf dem Weg vom Parkplatz zur Fabrik auch noch ein Grabscher sein Unwesen.
Wegen Kunikos Schlampigkeit gerät die Polizei der Tat schnell auf die Spur, nicht aber den Täterinnen. Der Verdacht richtet sich zuerst gegen den Zuhälter Satake, der schon einmal gemordet hat und am Abend der Tat mit dem Opfer Kenji eine Auseinandersetzung hatte.

Kirino zeichnet ein differenziertes sozialkritisches Bild des Alltags in der japanischen Konsumgesellschaft, die sich von den strengen hierarchischen Verhältnissen der Vergangenheit nicht lösen kann. Meisterhafte Portraits der vier Frauen, die Schilderung ihrer Arbeitsbedingungen, ein Einblick in das Leben japanisch-stämmiger Gastarbeiter aus Brasilien und in die Situation Annas, der chinesischen Prostituierten, sind mit der atemberaubend spannenden Handlung verknüpft.
Fazit
Zart besaitete Leser sollten Japan besser nicht zum Lieblings-Schauplatz ihrer Krimi-Lektüre wählen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 26. April 2004

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